Frage nach Sicherheitslücke Trump und Abe führen Krisengespräch vor aller Augen

Washington · Im Internet aufgetauchte Bilder von US-Präsident Donald Trump und Japans Regierungschef Shinzo Abe, die nach dem jüngsten nordkoreanischen Raketentest gerade mit Beratern zusammensitzen, haben Fragen zum Umgang der US-Regierung mit sensiblen Informationen hervorgerufen.

 Trump und Abe beim Abendessen - offenbar sprechen sie über Nordkorea.

Trump und Abe beim Abendessen - offenbar sprechen sie über Nordkorea.

Foto: Richard DeAgazio

Die traute Runde in einem Restaurant wurde von einem Mitglied von Trumps Mar-a-Lago-Club in Palm Beach abgelichtet - und das Ergebnis am Montag bei Facebook veröffentlicht. Normalerweise finden solche Gespräche hinter verschlossenen Türen statt, der Inhalt ist geheim.

Der Facebook-Nutzer veröffentlichte Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Trump und Abe mit Beratern die Köpfe zusammenstecken und wie der US-Präsident Telefonate entgegennimmt. Unter den Bildern, die später wieder aus dem Netzwerk verschwanden, stand unter anderem: "Der Präsident erhält die Nachricht vom Raketentest in Nordkorea" und "Der Präsident am Telefon mit Washington DC". Das Clubmitglied äußerte sich erfreut darüber, "im Zentrum der Aktion" zu sein.

Nordkorea testete am Sonntagmorgen eine ballistische Rakete. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Trump mit Abe in Florida auf, beide gaben nach dem Vorfall dort ein kurzes Pressestatement ab. Das Weiße Haus erklärte zu den aufgetauchten Bildern nun, Trump sei sehr wohl wie üblich in einem geheimen Raum unterrichtet worden, an dem Tisch seien dann keine geheimen Informationen ausgetauscht worden.

Die Fraktionschefin der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, kritisierte Trumps Verhalten. Es gebe "keine Entschuldigung dafür, eine internationale Krise" vor einer Reihe von Clubmitgliedern zu besprechen, erklärte sie. Trump hatte im Wahlkampf seine frühere Widersacherin Hillary Clinton immer wieder wegen der Nutzung privater Server für ihre dienstliche Kommunikation angegriffen.

Der Republikaner und Abe trafen sich am Freitag zunächst in Washington zu einem bilateralen Gespräch. Dabei vereinbarten sie, die Sicherheits- und Wirtschaftskooperation zwischen beiden Ländern auszubauen. Japans rechtskonservativer Regierungschef gehört zu den wenigen Staatsmännern, die Trump nicht kritisieren.

Am Freitagabend flogen beide mit ihren Ehefrauen nach Florida, wo sie das Wochenende in Trumps Ferienanlage Mar-a-Lago verbrachten. Der Präsident und sein Umfeld haben das Ressort inoffiziell in "Winter White House" umgetauft. Schon das vergangene Wochenende verbrachte der 70-Jährige dort. Unter anderem spielten die beiden Staatschefs Golf.

Trump hatte angekündigt, dass er die Übernachtungskosten für Abe übernehmen wolle. Ethikexperten sehen dennoch Interessenkonflikte gegeben. Trump habe ein finanzielles Interesse daran, Werbung für seinen Club zu machen, sagte Kathleen Clark von der Washington University dem Sender NPR. Seine Besuche dort seien kostenlose Werbung. Anfang Januar stieg die Gebühr für eine Aufnahme in das Ressort Medienberichten zufolge auf 200.000 Dollar (rund 188.000 Euro).

In der Nähe der Anlage protestierten am Samstag ein paar Dutzend Demonstranten gegen Trump. Sie hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie "Stoppt den Hass" oder "Die Macht des Volkes ist stärker als die Macht der Herrschenden". Schon vor einer Woche hatte es dort Proteste gegeben.

 Trump und Abe verstanden sich auf dem Grün offenbar prächtig.

Trump und Abe verstanden sich auf dem Grün offenbar prächtig.

Foto: rtr, TH/DH/JG

Trumps Frau Melania übte sich unterdessen in ihrer neuen Rolle als First Lady. Gemeinsam mit Akie Abe besuchte sie ein japanisches Museum in Delray Beach. Beide schritten durch die Gartenanlage und fütterten Koi-Karpfen. Melania trug ein langes, figurbetontes Kleid, schützte die Augen mit großer Sonnenbrille und hielt einen Fächer in der Hand.

In den vergangenen Wochen hatte sich die 46-Jährige rar gemacht und war nur selten an der Seite ihres Mannes zu sehen. Womit sie ihre Zeit verbrachte, blieb unklar. Es ist üblich, dass die First Lady eigene Akzente setzt. Bei Melania ist noch nicht erkennbar, welche das sein könnten. Sie wohnt nicht im Weißen Haus, sondern in New York. Dort will sie bleiben, bis das Schuljahr für Sohn Barron um ist.

(maxk/afp/dpa)
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