Syrien 80 Prozent von Palmyra aus Expertensicht intakt

Berlin · Die kürzlich von der syrischen Armee wiedereroberte antike Tempelstadt Palmyra ist weniger zerstört als erwartet. Rund 80 Prozent der archäologischen Architektur blieben trotz der IS-Kämpfer intakt. Zivilisten sollen bald in die Oasenstadt zurückkehren.

 Die Tempelstadt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO

Die Tempelstadt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO

Foto: dpa, fdt

"Die Mehrheit der Gebäude sind in einem guten Zustand", sagte der Chef der syrischen Antikenverwaltung, Maamoun Abdulkarim, in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview von "Cicero online". In enger Zusammenarbeit mit der UN-Kulturorganisation Unesco solle Substanz gerettet und restauriert werden.

"Wenn wir über die Gebäude sprechen, die Tempel, die Grabestürme und den Triumphbogen, reden wir schätzungsweise über fünf Jahre, um das meiste wieder fachmännisch zu restaurieren", sagte der Experte. "Ich habe momentan zwanzig Mitarbeiter vor Ort, die die Situation erkunden, um die gesamten Schäden zu ermitteln, die durch den 'Islamischen Staat', die Mafiabanden und die Raubgräber angerichtet wurden." Er beziehe sich aber bei seinen Einschätzungen auch auf Informationen von Journalisten und Videoaufnahmen.

Sich ein komplettes Bild zu machen, sei bisher nicht möglich, "weil es überall auf dem antiken Gelände noch Minen gibt". Aber: In einem guten Zustand seien "die Stadtmauern, die Kolonnadenstraße, das Theater, die große Agora, die Reste des Nebo-Tempels und das Lager des Diokletian", so Abdulkarim weiter.

"Zwei Tempel wurden in die Luft gesprengt, der Tempel von Baal und der Tempel von Baal Shamin, sowie der Triumphbogen und zahlreiche Grabtürme." Die meisten Steine dieser Gebäude seien jedoch nicht pulverisiert worden wegen der Explosionen. "Auch das Fundament und Treppen sind noch vorhanden. Die Säulen sind umgefallen, aber nicht total zersplittert." Mit Blick auf das Museum von Palmyra sagte Abdulkarim, dass 90 Prozent der Exponate vor dem Angriff des IS evakuiert worden seien.

Derweil bereiten die syrischen Behörden die Rückkehr von Zivilisten in die Oasenstadt vor. Die erste Gruppe der geflohenen Bewohner solle am Samstag in Bussen aus der Stadt Homs zurück in ihre Heimat gebracht werden, sagte ein Vertreter der Provinzregierung der Nachrichtenagentur AFP. Die Reparaturen an zerstörten Gebäuden und an Stromleitungen hätten bereits begonnen.

Vor der Besetzung durch den IS im Mai 2015 hatte Palmyra, das wegen seiner antiken Bauten weltbekannt ist, rund 70.000 Einwohner. Die meisten ergriffen nach dem Einmarsch des IS die Flucht. Geschätzte 15.000 Einwohner waren in Palmyra geblieben, dann aber vor den jüngsten Kämpfen zwischen IS und Regierungstruppen geflohen. Ihr Verbleib ist ungewiss.

(crwo/KNA/AFP)
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