Saudi-Arabien Viele Tote bei Terroranschlag auf schiitische Moschee

Riad · Bei einem Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee im Osten des sunnitischen Königreichs Saudi-Arabien sind mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen.

Ein Selbstmordattentäter hat in einer schiitischen Moschee im Osten Saudi-Arabiens eine Bombe gezündet und mehrere Menschen mit in den Tod gerissen. Wie das saudiarabische Innenministerium mitteilte, ereignete sich der Anschlag während des Freitagsgebets in der Ali-Ibn-Abi-Taleb-Moschee in Kudeih in der Region Katif. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden.

Der Täter habe den Sprengsatz unter seiner Kleidung versteckt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur SPA verbreiteten Erklärung. Genaue Opferzahlen nannte der Sprecher nicht. Zuvor hatte ein schiitischer Aktivist gesagt, mindestens vier Menschen seien getötet worden. Nachrichtenwebseiten zeigten Fotos von blutüberströmten Opfern sowie von Krankenwagen mit Verletzten. In einigen Meldungen war von bis zu 22 Toten die Rede.

In der Erklärung des Innenministeriums hieß es, Saudi-Arabien werde alle an diesem "terroristischen Verbrechen" Beteiligten "zur Strecke bringen". Sie seien darauf aus, "die nationale Einheit zu zerstören".

Kudeih liegt in der mehrheitlich von Schiiten bewohnten Region Katif in der Östlichen Provinz des Königreichs. In jüngster Zeit gab es dort wiederholt religiös motivierte Versuche sunnitischer Fundamentalisten, Spannungen zu schüren.

Die meisten der rund zwei Millionen saudiarabischen Schiiten leben im Osten des Landes, das mehrheitlich sunnitisch geprägt ist. Die schiitische Minderheit klagt seit langem über religiöse und soziale Diskriminierung durch das ultrakonservative Herrscherhaus. Seit Mitte März 2011 gibt es deshalb in den östlichen Landesteilen immer wieder Proteste, die von den Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen werden.

Eine Bewohnerin Katifs, Nasima Assada, sagte, die Gläubigen in der Moschee hätten die Geburt von Imam Hussein gefeiert. Die "Wut" über den Anschlag sei groß. Nach zahlreichen "Hassaufrufen" in sozialen Medien im Internet sei "so etwas" befürchtet worden.

Für die Schiiten war der im Jahr 680 in der Schlacht von Kerbela getötete Hussein als direkter Nachfahre des Propheten der rechtmäßige Anführer der Muslime. Dagegen betrachten die Sunniten die Kalifen als Nachfolger Mohammeds. Die Staatsführung Saudi-Arabiens vertritt eine besonders strenge Auslegung des Islam, den Wahhabismus, der viele andere Muslime zu Abweichlern oder gar zu Nichtmuslimen erklärt.

Der höchste geistliche Würdenträger der saudiarabischen Sunniten, Mufti Abdel Asis ben Abdallah Al-Scheich verurteilte das Attentat im Fernsehen. Er sprach von einem "kriminellen Akt", der "Gräben zwischen den Söhnen unserer Nation" aufreißen und "Unruhen in unserem Land" verbreiten solle.

(dpa)
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