Wahlen in Belgien Sieg für flämische Separatisten

Um 19.30 Uhr trat Separatist Bart de Wever vor seine jubelnden Anhänger: "Es ist heute schwer, bescheiden zu bleiben", sagte der Sieger der belgischen Regionalwahlen voller Stolz. "Unser Monster-Sieg markiert einen Wendepunkt in der Geschichte", rief der Nationalist in die Menge.

 Wahlsieger Bart de Wever (Mitte) triumphiert bei den Regionalwahlen in Belgien.

Wahlsieger Bart de Wever (Mitte) triumphiert bei den Regionalwahlen in Belgien.

Foto: dpa, Julien Warnand

"Die Flamen wollen Veränderung." Und wenn es nach de Wever geht, heißt das: die Unabhängigkeit des niederländischsprachigen Nordens rückt näher.

Das Pathos des Parteichefs der Neuen Flämischen Allianz hat seinen Grund: Seine N-VA wurde in unerwartet vielen Städten und Gemeinden im Norden stärkste Kraft. "Wir sind die neue Volkspartei Flanderns", so De Wever.

Er selbst deklassierte in der Sozialisten-Hochburg Antwerpen Bürgermeister Patrick Janssens im direkten Duell — und besetzt nun den Chefsessel der reichen, flämischen Vorzeige-Metropole.

Beim letzten Urnengang 2006 hatte dort noch Filip Dewinter vom rechtsextremen Vlaams Belang Kopf-an-Kopf mit Janssens gekämpft. Der Aufstieg der N-VA jedoch hat die Rechtsextremisten zum Absturz gebracht, obwohl sich de Wever sowohl von ihrem Antisemitismus wie von deren Anti-Europa-Kurs distanziert.

De Wever wolle Antwerpen nur benutzen, um vorzuführen, dass Belgien nicht mehr funktioniert, hatte Stadtvater Janssens im Wahlkampf gewarnt. Vergebens. In der Tat geht die Bedeutung des N-VA Triumphs weit über die regionale Ebene hinaus.

Die Teilung Belgiens rückt nun wieder auf die Agenda. Denn Bart de Wever hat den Urnengang zur Abstimmung über die von den "Französischsprachigen dominierte Landespolitik" von Premierminister Eli di Rupo erklärt. "Ihre Belastungs-Regierung hat die Unterstützung der Flamen nicht", sagte de Wever am Wahlabend an di Rupo gerichtet.

Er forderte ihn auf, das Land so zu reformieren, dass es auch den Bedürfnissen des Nordens gerecht wird. Der reichere nördliche Landesteil zahlt jährlich rund sechs Milliarden Euro Transfers an die ärmere frankophone Wallonie, die den Niedergang der Schwerindustrie nicht verkraftet hat. Viele Flamen sind das leid. De Wever spricht ihnen aus dem Herzen.

Bei den Parlamentswahlen 2010 wurde die N-VA bereits mit 27,8 Prozent stärkste Partei Flanderns und stärkste Partei Belgiens (17,4 Prozent landesweit). Dennoch ist de Wevers Partei nicht an der Föderalregierung beteiligt, weil er sämtliche Versuche Macht und Mittel zwischen den rivalisierenden Regionen neu zu verteilen blockierte.

Gestärkt durch seinen Triumph in den Regionen will de Wever nun den Föderalstaat aufmischen. Das Ziel des gewieften Historikers: de Wever schielt auf die Parlamentswahlen 2014.

(RP)
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