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Konfilkt tobt in Irak und Syrien Syrische Luftwaffe bombardiert Isis-Kämpfer

Die Isis-Kämpfer rücken vor. Am Samstag eroberten sie strategisch wichtige Städte, in Bagdad sammeln sich schiitische Milizionäre, um Widerstand zu leisten. Im Osten Syriens geht offenbar die syrische Armee mit Bombardements gegen die Extremisten vor.

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

Die syrische Armee hat am Samstag offenbar Luftangriffe auf einen zuvor von sunnitischen Extremisten eroberten Ort im Osten des Landes geflogen. Die Stadt Muhassan wurde nach Angaben von Aktivisten des Syrischen Beobachtungszentrums für Menschenrechte sechsmal bombardiert. Dabei seien 16 Menschen getötet worden, darunter drei Zivilisten. Kämpfer der sunnitischen Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis) hatten die am Euphrat gelegene Stadt erst am Freitag eingenommen.

Muhassan liegt etwa 100 Kilometer von der irakischen Grenze entfernt in der ostsyrischen Provinz Dair as-Saur, in der Isis seit April intensiv gegen rivalisierende islamistische Rebellenfraktionen kämpft.

Erklärtes Ziel von Isis ist es, auf syrischem und irakischem Gebiet einen grenzüberschreitenden Gottesstaat zu errichten. Nachdem sich Kämpfer der Gruppe bereits in einigen Regionen Syriens festgesetzt haben, führen sie seit Tagen eine Offensive im Nordirak und haben dort mehrere Städte überrannt, darunter Mossul, die zweitgrößte Metropole des Irak.

Angesichts des Vorrückens der Extremisten demonstrierten tausende schiitische Milizionäre im Irak ihre Kampfbereitschaft gegen die vorrückenden sunnitischen Extremisten. In Bagdad und mehreren anderen Städten hielten sie Militärparaden ab. Extremisten der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) verbuchten mit verbündeten Milizen derweil neue Erfolge: In der westlichen Provinz Anbar nahmen sie zwei strategisch wichtige Orte ein: Die Stadt Kaim und den zugehörigen Grenzübergang nach Syrien sowie den Ort Raua am Euphrat.

Damit könnte Isis ein weiteres Stück näher an ihr Ziel gerückt sein, auf syrischem und irakischem Gebiet einen grenzüberschreitenden Gottesstaat zu errichten. Die Extremisten könnten dank der Kontrolle über den rund 320 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Grenzübergang von Kaim einfacher als bisher Waffen und Kämpfer über die Grenze bringen und die von ihnen kontrollierten Gebiete in beiden Ländern besser anschließen, meinten Beobachter.

Bei den ganztätigen Gefechten um den Grenzposten wurden am Freitag 30 irakische Solddaten getötet, wie irakische Sicherheitskreisen am Samstag berichteten. Sunnitische Milizen rissen am Samstag zudem die Kontrolle über den ebenfalls in Ambar 175 Kilometer nordwestlich von Bagdad gelegenen Ort Raua an sich. Der Bürgermeister von Raua, Hussein Ali al-Audschail, sagte, die örtlichen Armeeangehörigen und die Polizeikräfte seien abgezogen, als die Kämpfer die Kontrolle übernahmen. Offenbar sind die Milizen mit Isis verbündet.

Seit knapp zwei Wochen halten Kämpfer der Isis Teile im Norden des Iraks unter ihrer Kontrolle, darunter auch Iraks zweitgrößte Stadt Mossul und stehen kurz vor Bagdad. In Anbar, wo mehrheitlich Sunniten leben, kontrollieren sie seit Januar die Stadt Falludscha und Teile der Provinzkapitale Ramadi.

Angesichts des schnellen Vormarsches der sunnitischen Extremisten riefen schiitische Kleriker zum Kampf auf. Viele Schiiten schlossen sich bereits Milizen an. Allein in Bagdad marschierten am Samstag etwa 20 000 Männer im schiitischen Viertel Sadr City auf, auch in den südlichen Städten Basra und Amara fanden solche Aufmärsche statt.

Die Paraden wurden von Anhängern des schiitischen Klerikers Muktada al-Sadr veranstaltet, der zur Zeit der US-Invasion eine mächtige Miliz anführte und gegen amerikanische Truppen kämpfte. Auch wurde seine Miliz für Anschläge auf sunnitische Zivilisten verantwortlich gemacht.

Angesichts der kritischen Lage im Irak, aber auch im Bürgerkriegsland Syrien unternimmt US-Außenminister John Kerry einen neuen diplomatischen Vorstoß. Am (morgigen)Sonntag reist er zu Gesprächen nach Amman, Paris und Brüssel. Seine Reise soll bis 27. Juni dauern. Ein Besuch Kerrys in Bagdad wird in der nächsten Zeit erwartet, einen genauen Termin hat das Weiße Haus noch nicht genannt.

Nach den USA hatte am Freitag auch der geistige Führer der Schiiten im Irak, Großajatollah Ali al-Sistani, Ministerpräsident Nuri al-Maliki aufgefordert, in die Regierung sowohl Sunniten als auch Schiiten einzubinden. Al-Maliki und seine spalterische Politik gilt als mitverantwortlich für diese schlimmste Krise im Irak seit dem Abzug der US-Truppen Ende 2011. Erste Stimmen fordern seinen Rücktritt. Seine Partei hatte bei Wahlen Ende April die meisten Stimmen gewonnen. Bis 30. Juni hat er nun Zeit, eine mehrheitsfähige Koalition zu bilden. Doch der stete Vormarsch von Isis im Irak könnte das Umfeld dafür gründlich verändert haben.

(ap)
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