Österreich Bärtige Diva gegen Lederhosen-Rocker

Wien · Österreich hat derzeit zwei Popidole, die auch in Deutschland Erfolge feiern. Zu Hause sind beide zudem politische Botschafter: die bärtige Diva Conchita Wurst, Songcontest-Siegerin 2014 und seither Ikone der linksalternativen Szene, und der knackige Lederhosenrocker Andreas Gabalier, der das rechte Lager zum Jodeln bringt.

Die Wurst hat mit ihrer zwiegeschlechtlichen Erscheinung und medialen Dauerpräsenz das Kunststück geschafft, dass die im Grunde provinziellen Österreicher Homosexuelle nicht mehr gar so "abnormal", ja sogar sympathisch finden. Nur kommt da der 30-jährige Gabalier nicht ganz mit, als "Normaler" zählt er sich offensichtlich bereits zu einer verfolgten Minderheit: "Man hat's heutzutage nicht leicht, wenn man als Manderl noch auf Weiberl steht", seufzte er kürzlich bei der Verleihung des österreichischen Musikpreises Amadeus.

Dafür wurde Gabalier minutenlang ausgebuht, was er sogleich als "linksradikale Hetze" deutete. Krachledern polemisiert er auch gegen die neue, gendergerechte Version der österreichischen Hymne: Er bleibe lieber beim Original, freilich ohne zu erwähnen, dass diese nur die "großen Söhne" verherrlicht und die Töchter verschweigt.

So viel stramme Haltung gefällt dem rechten Lager, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zählt zu den prominentesten Mitgliedern des Gabalier-Fanclubs. "Die Mehrheit steht hinter dem Andreas, sie steht zu Meinungsfreiheit und auch Normalität", lobt Strache.

Gabalier ist der FPÖ-Beifall zuweilen durchaus peinlich. So drapierte sich Straches Parteifreund Christian Höbart - der Asylbewerber schon mal als "Erd- und Höhlenmenschen" bezeichnete - auf Facebook mit einer rot-wei?-roten Flagge, auf der zu lesen stand: "Je suis Gabalier". Den Vergleich mit den von islamistischen Terroristen kaltblütig ermordeten französischen Karikaturisten mochte Gabalier nicht stehenlassen: "Ich möchte mich ganz klar davon distanzieren."

(RP)
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