Persönlich Bernd Lucke ... kämpft um seine Partei

Bernd Lucke (52) dürfte sich an diesem Wochenende fühlen wie ein Westernheld beim Show-down: Sieg oder Ende. In Essen entscheidet der Bundesparteitag der von ihm mitgegründeten Alternative für Deutschland (AfD), ob er weiter die Partei führen soll und die Mitglieder seinem Abgrenzungskurs gegenüber rechtspopulistischen Strömungen folgen. Oder ob seine Herausforderin Frauke Petry (42) übernimmt.

Der vierfache Vater gegen die vierfache Mutter, der Ökonomie-Professor gegen die als Unternehmerin gescheiterte Chemikerin, der Europa-Abgeordnete gegen die sächsische Fraktionschefin. Lucke machte sich selbst Mut, indem er sich sicher zeigte, mit großer Mehrheit als künftig einzige AfD-Spitze aus dem Parteitag hervorzugehen. Doch beide Lager mobilisieren, bringen in Sonderbussen Tausende von Anhängern in die Grugahalle. Selbst ein Image-Video kommt zum Einsatz, in dem Petry das "Wir" betont, und Luckes öffentliche Auftritte auf "Ich-"Sequenzen verkürzt werden. Tatsächlich geht Luckes besserwisserische Art nicht nur den Politikern auf den Geist, die Lucke als Vertreter der "Altparteien" bezeichnet. Auch viele Parteifreunde haben Probleme damit. Gleichzeitig wirkt seine eloquente Art auf viele gewinnend.

Unter der Dreifach-Spitze aus Lucke, Petry und dem Publizisten Konrad Adam ist die AfD zu einem zerstrittenen Haufen geworden, in dem sich zwei Lager gegenseitig ausbremsen und gegeneinander intrigieren. Vorgesehen war, dass es für den Übergang eine Doppelspitze gibt und dann einer allein den Hut aufhat. Doch der Parteitag in Essen muss diesem Kompromiss erst erneut zustimmen. Da sind neue Turbulenzen möglich. Während Petry weitermachen will, wenn Lucke gewinnt, sieht dieser nach einem Sieg von Petry keine Basis für eine Zusammenarbeit. Dann läuft es bei der Partei, die so vehement für den "Grexit", den Euro-Austritt Griechenlands, streitet, auf einen "Lexit" hinaus: den Austritt Luckes aus der AfD.

(RP)
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