Persönlich Christian Wulff ist Redner bei Ramadan-Festen

Gestern Abend gab es für Ex-Bundespräsident Christian Wulff (55) beim Ramadan-Fastenbrechen (Iftar) in Hannover dies zu essen: Datteln, Linsensuppe, Reis mit Gulasch, Spinat, Salat. Zu trinken gab es Wasser, Limo, Tee. Wem fiele da nicht Wulffs gut gemeinter, aber missverständlich formulierter Satz von 2010 ein: "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland." Was das vom 30. Juni 2010 bis zu seinem Rücktritt am 17. Februar 2012 amtierende Staatsoberhaupt damit ausdrücken wollte, machte Wulffs Nachfolger Joachim Gauck deutlich: "Die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland."

Mit einer seiner ersten öffentlichen Auftritte nach dem Freispruch vom Vorwurf der Vorteilsannahme zeigte Wulff, der auch als Alt-Bundespräsident weiter seine CDU-Mitgliedschaft ruhen lässt, Zweierlei: dass er, der zu Unrecht Angeklagte, wieder politisch Flagge zeigen und dass er seinem Herzensthema treu bleiben will - dem Einsatz für die bessere Integration der vielen Muslime in Deutschland, die überwiegend aus der Türkei zugewandert sind. Schon bei seiner Türkei-Reise als Bundespräsident (die fünfte von insgesamt 13 Auslandsvisiten) hatte Wulff unterstrichen, wie viel ihm das Land zwischen Okzident und Orient und die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen bedeuteten. Der 55-jährige, wieder als Anwalt zugelassene gebürtige Osnabrücker wird in der kommenden Woche auch in Delmenhorst am Iftar-Mahl der dortigen islamischen Gemeinde teilnehmen und reden. Nicht nur die hier lebenden Muslime, auch viele engagierte Christen schätzen Wulffs Einsatz als glaubwürdig und gesellschaftspolitisch klug.

Man spürt, wie es der geschiedene Vater und Stiefvater von drei Kindern genießt, wieder als ernsthafter Homo politicus wahrgenommen zu werden, der etwas zu sagen hat und nicht einsatzlos sein Präsidenten-Ruhegehalt von etwa 200 000 Euro entgegennehmen will.

(RP)
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