DGB unterstützt SPD-Kompromissvorschlag Erneut Diskussionen um Rente mit 67

Berlin (RPO). Das Vorhaben der SPD, die Rente mit 67 auszusetzen, sorgt erneut für kontroverse Diskussionen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles verteidigte die Pläne der Parteiführung gegen anhaltende Kritik. Von DGB-Chef Michael Sommer kam Lob.

Rente mit 67 - die wichtigsten Fragen
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Foto: AP

Solange sich die Arbeitsmarktchancen von Älteren "nicht entscheidend verbessern, wird es mit der SPD keine Rente mit 67 geben", sagte Nahles im "Hamburger Abendblatt". Fast 80 Prozent der über 60-Jährigen hätten keine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. "Deswegen können wir 2012 noch nicht damit beginnen, die Lebensarbeitszeit zu verlängern. Das wäre faktisch eine reine Rentenkürzung."

DGB-Chef Michael Sommer lobte den Kompromissvorschlag der Sozialdemokraten. Positiv sei, dass die Partei eben genau diese Frage der Altersarmut und die Sicherung der gesetzlichen Rente viel stärker in den Blick nehme, hob Sommer im "Hamburger Abendblatt" hervor.

Das Abrücken der SPD von der Rente mit 67 sei "ein Schritt in die richtige Richtung". Er stellte klar: "Die Gewerkschaften sind unverändert der Meinung, dass die Rente mit 67 der falsche Weg ist", sagte der DGB-Chef. "Sie ist ein Rentenkürzungsprogramm und verschärft nur die Altersarmut."

Lafontaine: Bescheidene Korrektur

Der ehemalige Linken-Vorsitzende Oskar Lafontaine bezeichnete die Pläne der SPD im "Tagesspiegel" lediglich als "bescheidene Korrektur". "Die SPD-Beschlüsse ändern nichts daran, dass massive Altersarmut vorprogrammiert ist", sagte Lafontaine. Das Rentenniveau werde durch verschiedene Faktoren, die mit der Rente mit 67 gar nichts zu tun hätten, in den nächsten Jahren um 33 Prozent gekürzt.

"Wer den Rentnern wirklich helfen will, muss das deutsche Lohndumping beenden", forderte Lafontaine. In Deutschland sollten die Löhne wieder der Produktivität folgen. "Dann würden es die Arbeitnehmer auch gut verkraften, wenn der Rentenbeitrag um ein oder zwei Prozentpunkte angehoben wird."

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, verteidigte die Rente mit 67 dagegen. Es sei "Unsinn", von einer Kürzung der Altersbezüge zu sprechen, sagte Kentzler in der "Rheinpfalz am Sonntag". Zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit gebe es keine Alternative.

Senioren bezögen inzwischen durchschnittlich 18 Jahre Rente. Noch 1960 seien es gerade einmal zehn Jahre gewesen. Deshalb müssten künftige Rentner auch ihr Scherflein zur Finanzierung beitragen, so Kentzler. Der Handwerkspräsident forderte jedoch auch deutlich größere Anstrengungen von Arbeitgebern und Tarifpartnern, Mitarbeiter über das 60. und 63. Lebensjahr hinaus zu beschäftigen.

Brüderle für Flexibilität

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüdele (FDP) sprach sich in der "Wirtschaftswoche" für eine flexible Altersgrenze aus. "Ich bin für eine Flexibilisierung. Wer entsprechende Abschläge in Kauf nimmt, sollte auch mit 60 Jahren schon in Rente gehen können", sagte der Minister.

Er fügte hinzu: "Wer kann und will, sollte aber auch lange arbeiten dürfen. Ich bin zutiefst überzeugt: Deutschland wird die Älteren dringend brauchen." Die Lebenserwartung werde in den nächsten zwei Jahrzehnten noch einmal um zwei bis drei Jahre steigen und viele Ältere wollten "nicht auf das Abstellgleis geschoben werden".

(DDP/das)
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