Große Proteste in Bayern Finanzamt pfändet vorübergehend Gruft von Franz Josef Strauß

München (rpo). Das Finanzamt München hat die Gruft des verstorbenen früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß vorübergehend gepfändet. Die Pfändung ist nach starkten Protesten mittlerweile aber wieder aufgehoben. Das Vorgehen steht im Zusammenhang mit den Steuerforderungen an Sohn Max Strauß.

<P>München (rpo). Das Finanzamt München hat die Gruft des verstorbenen früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß vorübergehend gepfändet. Die Pfändung ist nach starkten Protesten mittlerweile aber wieder aufgehoben. Das Vorgehen steht im Zusammenhang mit den Steuerforderungen an Sohn Max Strauß.

Die Schreiber-Affäre hat Franz Josef Strauß 15 Jahre nach seinem Tod mit einem in Bayern bislang kaum denkbaren Eklat eingeholt: Die bayerischen Finanzbehörden haben kurzzeitig die Grabstätte des verstorbenen Ministerpräsidenten in Rott am Inn gepfändet. Erst nach einem Proteststurm führender CSU-Politiker und Kritik des Finanzministers Kurt Faltlhauser hoben die Behörden die Zwangsmaßnahme am Mittwochnachmittag wieder auf.

Die Steuerfahnder hatten im Zuge der Ermittlungen gegen Max Strauß wegen Steuerhinterziehung auch Ansprüche auf dessen Anteil an der Familiengruft angemeldet. In der CSU löste ein entsprechender Bericht der Münchner "Abendzeitung" eine Welle der Empörung aus: "Die Pfändung der Gruft von Franz Josef Strauß ist geschmacklos und pietätlos", sagte CSU-Generalsekretär Markus Söder.

"Ein solches Vorgehen demonstriert nicht Stärke und Unabhängigkeit, sondern einen erschreckenden Mangel an menschlichem Einfühlungsvermögen, fehlenden Respekt vor den Toten und an Kultur", kritisierte der bayerische Landtagspräsident Alois Glück und nannte den Schritt der Finanzbeamten instinktlos und unerträglich. Der ehemalige CSU-Fraktionschef fügte hinzu, dies würde "im übrigen gegenüber allen anderen Bürgerinnen und Bürgern Bayerns" ebenso gelten.

Schadensbegrenzung ist angesagt

Finanzminister Faltlhauser war zunächst um Schadensbegrenzung bemüht und übte indirekt Kritik an den Beamten: Die Finanzverwaltung beabsichtige nicht, ihre Ansprüche an der Grabstelle von Franz-Josef Strauß zu vollstrecken, betonte der CSU-Politiker. "Das wäre nicht nur unsinnig, sondern unstatthaft - ja peinlich."

Am Abend gab eine Sprecherin der Strauß-Tochter und bayerischen Kultusministerin Monika Hohlmeier bekannt, dass die Behörden am Nachmittag die Pfändung aufgehoben hätten. Dies habe die zuständige Finanzdirektion einem Familienanwalt mitgeteilt.

Dem Strauß-Sohn gehören nach Angaben der Sprecherin 50 Prozent an dem Familiengrab. Die andere Hälfte gehöre einer Tante der Strauß-Kinder. In der an den Friedhof von Rott angrenzenden Grabstätte sind der 1988 gestorbene langjährige CSU-Vorsitzende und seine 1984 im Auto ums Leben gekommene Ehefrau Marianne bestattet. Die kleine Kapelle gilt als Pilgerstätte überzeugter CSU-Anhänger.

Strauß seit Dienstag vor Gericht

Max Strauß muss sich seit Dienstag vor dem Augsburger Landgericht verantworten. Er soll vom Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber über ein Schweizer Nummernkonto 2,6 Millionen Euro Schwarzgeld aus Airbus- und Panzergeschäften kassiert und nicht versteuert haben. Seine Verteidiger bezweifelten zum Prozessauftakt die Verhandlungsfähigkeit von Strauß und beantragten die Einstellung des Verfahrens.

Der Angeklagte hatte im September einen Zusammenbruch erlitten und wird seitdem in der Psychiatrie der Münchner Uni-Klinik wegen schwerer Depressionen und Selbstmordgefahr behandelt. Am kommenden Dienstag soll der Prozess fortgesetzt werden.

Die "Abendzeitung" berichtete, die Finanzbehörden hätten fast sein gesamtes Vermögen gepfändet. Dadurch habe der Politikersohn zeitweise Probleme gehabt, Vorschüsse für seine Verteidigung zu bezahlen.

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