Ministerin zieht positive Kita-Bilanz SPD wirft Schröder Wunschdenken vor

Berlin · Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hat Eltern in Deutschland Hoffnung auf einen Kita-Platz für ihre Kleinkinder gemacht. Vor allem außerhalb der Großstädte stünden zum Stichtag 1. August genügend Kita-Plätze für unter Dreijährige zur Verfügung. Die Opposition äußerte Zweifel und warf der Ministerin Schönfärberei und Wunschdenken vor.

Zahl der Kinder in Kitas nach Bundesländern
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Foto: dpa, Caroline Seidel

Für das bevorstehende Kita-Jahr hätten die Bundesländer rund 813. 000 Kita-Plätze gemeldet und damit bundesweit etwa 30.000 mehr als der veranschlagte Bedarf, sagte Schröder. Am 1. August tritt ein Rechtsanspruch für Eltern auf Betreuung für Kinder unter drei Jahren in Kraft.

"Zahlenmäßig ausreichend Kitaplätze"

Zum Stichtag am Monatsersten würden "zahlenmäßig nahezu ausreichende Kitaplätze" zur Verfügung stehen, beteuerte die Ministerin - dies allerdings bei großen regionalen Abweichungen: In den Landkreisen werde der Bedarf fast vollständig gedeckt sein. In den Ballungszentren, wo sich ein besonders hoher Anteil von Eltern für einen Kita-Platz interessiert, könne es zunächst noch Engpässe geben.

Bis Frühjahr summierte sich das verfügbare Angebot nach Ministeriumsangaben bereits auf 712.000 Plätze bundesweit. Momentan würden 90.000 weitere Plätze vorbereitet. Mehrere zehntausend davon seien bereits prinzipiell vergabefertig und müssten nur noch die behördliche Betriebserlaubnis erhalten. Weitere 11.000 Plätze würden derzeit mit Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau eingerichtet.

Städtetags-Präsident Ulrich Maly sagte eine "Kraftanstrengung" beim weiteren Ausbau zu. Vor allem in den Groß- und Universitätsstädten gebe es noch "Lücken bei der Kinderbetreuung". Ministerin Schröder verwies darauf, dass dafür noch 160 Millionen Euro aus den Investitionsprogrammen des Bundes zur Verfügung stünden. "Es kann nicht am Geld liegen", sagte sie mit Blick auf den Betreuungsengpass.

"Das ist Wunschdenken an höchster zuständiger Stelle"

Nach neuen Angaben des Statistischen Bundesamts wurden zum Stichtag 1. März rund 597.000 Kinder unter drei Jahren in einer Kita betreut. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles verwies auf die Diskrepanz zwischen dieser Zahl und den von Schröder genannten 813. 000 Plätzen. "Das ist Wunschdenken an höchster zuständiger Stelle", sagte sie der Zeitung "Die Welt" (Freitagsausgabe).

Schröder warnte davor, die beiden Zahlen in direkten Bezug zu setzen: Seit der statistischen Erhebung im März seien viele neue Plätze geschaffen worden. Zudem seien jene Kita-Kinder, die gerade drei Jahre alt geworden seien, aus der Statistik des Bundesamts herausgefallen, obwohl sie einen existierenden Kita-Platz besetzten.

Last-Minute-Ausbau

Die Grünen forderten ein Sofortprogramm für Städte, in denen noch viele Plätze fehlen. Die Linkspartei warnte davor, durch den "überstürzten Last-Minute-Ausbau" die Qualität der Kinderbetreuung zu gefährden.

Als eines der Hindernisse für den Ausbau des Betreuungsangebots erweist sich in den Städten der Mangel an qualifizierten Erziehern, gerade in Ballungsgebieten schrecken hohe Mieten potenzielle Bewerber ab.

Der Direktor des Hessischen Städtetags, Stephan Gieseler, berichtete von einem regelrechten Preiskampf für Erziehung im Raum Frankfurt, wo inzwischen oft mehr als 3000 Euro brutto im Monat gezahlt werde. "Wir suchen händeringend Erzieher", sagte er.

(AFP)
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