FDP bemängelt "Reißbrettplanungen" Union streitet über Schulreform

Berlin (RPO). Die Pläne der CDU zur Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen stoßen bei der Schwesterpartei CSU auf heftige Ablehnung. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte in einem Interview, die Union müsse sich "verabschieden von den ewigen Schulexperimenten und Systemdebatten". Der Schlüssel zum Bildungserfolg liege in der individuellen Förderung. "Deshalb ist Vielfalt besser als Uniformität", sagte Dobrindt weiter.

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Foto: ddp

Die CDU will sich vom dreigliedrigen Schulsystem verabschieden und strebt ein Zwei-Wege-Modell ohne Hauptschule an. In einem Beschlussentwurf für den Bundesparteitag im November heißt es, derzeit gebe es zu viele Schulformen. "Deshalb treten wir für eine Reduzierung der Schulformen und die Einführung des Zwei-Wege-Modells in allen Ländern ein: Gymnasium und Oberschule". Das Papier soll am Montag vom CDU-Bundesvorstand verabschiedet werden.

CSU: In Bayern bleibt es bei der Hauptschule

Auch die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, lehnte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen ab. "In Bayern wird es beide Schulformen weiterhin geben", betonte Hasselfeldt. Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) nannte "die faktische Auflösung einer Kernschulart" einen "pädagogischer Fehler" zulasten der Schüler. Die von der CDU geplante Auflösung der Hauptschule sei "ein Schritt auf dem Weg zur Einheitsschule".

FDP will keine Reißbrettplanung

FDP-Generalsekretär Christian Lindner sagte ebenfalls in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", die FDP begrüße es, "wenn die CDU das Beharren auf dem dreigliedrigen Schulsystem" hinter sich lasse. Die Liberalen seien Vorreiter der Zweigliedrigkeit gewesen. "Wir brauchen jetzt aber keine Reißbrettplanungen, sondern mehr Autonomie für die einzelne Kommune und die einzelne Schule", fügte Lindner hinzu. So könne das Schulsystem der Zukunft "pragmatisch von unten her wachsen".

Der Deutsche Lehrerverband kritisierte die CDU-Pläne. Präsident Josef Kraus warf der CDU vor, ihre "Sozialdemokratisierung und Vergrünung" schreite nun auch bei der Schulpolitik voran.

Die Hauptschule ist aus Sicht des Internationalen Koordinators der Pisa-Studien, Andreas Schleicher, nicht mehr zeitgemäß. Im Industriezeitalter sei sie zwar eine tragende Säule gewesen. "In der modernen Wissensgesellschaft aber droht sie zur Restschule zu werden, die das Potenzial vieler junger Menschen ungenutzt lässt und damit Chancenungleichheit verstärkt", schreibt Schleicher in einem Beitrag für die "Welt am Sonntag". Der Leiter der OECD-Abteilung für Indikatoren und Analysen im Direktorat für Bildung plädiert für ein zweigliedriges Schulsystem.

(apd/KNA)
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