Persönlich Georg Gänswein . . . über Benedikts Gedanken zum Tod

Ohne Benedikt XVI. wäre Georg Gänswein sicherlich nicht das, was er in der katholischen Kirche geworden ist. Knapp zwei Monate vor dem Amtsverzicht weihte Benedikt ihn zum Bischof. Gänswein wird an der Seite des emeritierten Papstes erst einmal das bleiben, was er seit fast zwei Jahren ist: der Privatsekretär des im Kloster "Mater ecclesiae" wohnenden Benedikts und - feiner formuliert - Präfekt des päpstlichen Haushalts. In der Hierarchie der katholischen Kirche ist das nicht wenig. Doch für einen Theologen mit Ehrgeiz, Verstand und Charisma ist es eine Art Wartestellung und in der öffentlichen Wahrnehmung ein Posten bestenfalls in zweiter Reihe. Gänswein selbst hat mehrfach betont, wie schwer ihm die neue Rolle nach dem Wechsel im Pontifikat fällt. Doch gelegentlich meldet er sich noch zu Wort, wie jüngst beim italienischen Sender "Retequattro": Natürlich denke Benedikt an Tod und Sterben und bereite sich auf die Begegnung mit Gott vor, ließ er verlauten. Das sei für einen Mann im fortgeschrittenen Alter nicht verwunderlich. Dies erzählte Gänswein kurz vor dem heutigen 88. Geburtstag von Benedikt. Glückwünsche klingen anders. Ob Benedikt Angst vor dem Sterben habe? "Na ja, da ich eben um all mein Ungenügen weiß, steht mir der Gedanke des Gerichtes durchaus vor Augen. Aber eben doch auch die Hoffnung, dass Gott dann größer ist als mein Versagen." Dies hat Joseph Ratzinger selbst gesagt - aber schon vor eineinhalb Jahrzehnten. Warum jetzt sein Privatsekretär daran erinnerte, bleibt fraglich.

Gänswein ist 58 Jahre alt, ein Jungspund nach Maßstäben der Kirche. Dass er als Titularbischof dem untergegangenen Bistum der antiken Stadt Urbs Salvia vorstehen kann, mag unbefriedigend sein. Doch als Überbringer von Nachrichten mit Spekulationswert dürfte sein Leumund sicherlich nicht zunehmen.

Lothar Schröder

(RP)
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