Persönlich Michel Barnier . . . muss mit Briten Tacheles reden

Der Franzose Michel Barnier (65) gehört zu den wenigen französischen Spitzenpolitikern, die nicht von der Elite-Hochschule Ena kommen. Trotzdem spielte er in seiner politischen Karriere sowohl in Frankreich als auch bei der Europäischen Kommission stets ganz oben mit. Er ließ noch nicht einmal die bei solchen Persönlichkeiten typische Verquickung von Amt und Interessenvertretung aus. So geriet der damalige Binnenmarkt-Kommissar 2013 als Lobbyist der französischen Wasserversorger ins Visier kritischer Umweltverbände und musste eine umstrittene industriefreundliche Richtlinie zurückziehen.

Michel Barnier muss mit Briten Tacheles reden
Foto: dpa, h0 bjw tba

Jetzt hat die Europäische Union den erfahrenen Politiker zum Chefunterhändler für den Austritt der Briten aus dem europäischen Club berufen. Die Entscheidung, den pragmatischen Konservativen zu ernennen, findet sogar den Beifall der Grünen. Der Wirtschaftsexperte im Europaparlament, Sven Giegold, lobte den Beschluss als "hervorragend". Barnier sei ein "erfahrener Streiter für Europa".

Daran hat der aus Savoyen stammende Franzose nie einen Zweifel gelassen. Der mehrfache Minister - er führte für ein Jahr sogar das Außenamt - leistete selbst seinem bisweilen europaskeptischen Chef und Präsidenten Jacques Chirac Widerstand. Er gilt zudem als ausgefuchster Verhandler, der den Briten nichts schenken dürfte.

Barnier war in der Vergangenheit stets erste Wahl, wenn qualifizierte Persönlichkeiten für heikle Aufgaben gesucht wurden. Als Umweltminister und Kollege der heutigen Kanzlerin Angela Merkel machte er sich als ökologischer Vordenker einen Namen, als Binnenmarkt-Kommissar von 2010 bis 2014 führte er das Basisgirokonto für alle und neue Regeln für Hypothekenkredite ein. Als große Niederlage empfand er das Scheitern der europäischen Verfassung ausgerechnet in seinem eigenen Land. Er selbst war maßgeblich an der Ausarbeitung des Textes beteiligt gewesen.

(RP)
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