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"Nur einmal die Woche" Minister wirbt für Fleischverzicht

Düsseldorf (RP). Wer viel Fleisch isst, schadet seiner Gesundheit und dem Klima, sagt NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Ernährungsexperten empfehlen, höchstens zwei- bis dreimal pro Woche Fleisch zu konsumieren. Die Opposition kritisiert die Ratschläge.

"Nur einmal die Woche": Minister wirbt für Fleischverzicht
Foto: dapd, dapd

NRW-Umweltminister Johannes Remmel ernährt sich gesund. Wer viel Fleisch isst, nimmt belastende Inhaltsstoffe wie gesättigte Fettsäuren und Cholesterin zu sich. Das Risiko, ernährungsbedingt zu erkranken, will der Grüne nicht eingehen. "Ich esse nur einmal Fleisch in der Woche", sagt der 49-Jährige. Und er fügt hinzu: "höchstens!"

Veränderungen in der Landwirtschaft

Die Diskussion um gesunde Ernährung ist in der Landespolitik neu entfacht worden. Auslöser ist eine Anfrage der CDU an die rot-grüne Minderheitsregierung. Die Union befürchtet, dass SPD und Grüne das neue Klimaschutzgesetz als Hebel benutzen wollen, um strukturelle Veränderungen in der Landwirtschaft durchzusetzen.

Nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz gehört die Landwirtschaft zu den "Hauptverursachern des Klimawandels". Etwa 18 Prozent der Treibhausgase werden durch die Landwirtschaft — und insbesondere durch Tierhaltung — verursacht. Kühe stoßen nicht nur Kohlendioxid, sondern auch das klimaschädliche Methan aus.

Auswirkungen auf den Klimaschutz

Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte sich bereits im Juni 2009 auf eine Neuausrichtung der Agrarpolitik festgelegt. "Letztendlich wird nur eine deutliche Reduktion der Tierbestände relevante Auswirkungen auf den Klimaschutz haben", heißt es in einem Fraktionsbeschluss. Christina Schulze-Föcking, landwirtschaftspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, hegt den Verdacht, dass der Plan "unter dem Deckmantel des Klimaschutzes" in NRW ausgeführt werden soll.

"Das würde erhebliche Nachteile für die Landwirte in NRW nach sich ziehen", sagt die Politikerin: "Jeder achte Arbeitsplatz in NRW hängt an der Landwirtschaft."

In der Antwort auf die Anfrage der CDU-Politikerin werden die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft für das Klima unmissverständlich benannt. Die Produktion von Fleisch, Wurst und anderen tierischen Lebensmitteln sei "besonders energieaufwendig und klimabelastend", heißt es in der Drucksache 15/2733. Bei der Herstellung von einem Kilo Fleisch würden mehr als 13 Kilogramm Treibhausgase freigesetzt — das sei so viel, wie bei einer Autofahrt von 100 Kilometern entstünden. Ein Kilo Obst verursache dagegen nur ein halbes Kilo, ein Kilo Gemüse sogar nur 150 Gramm Treibhausgase, schreibt das Ministerium.

"Gut für Klima und Gesundheit"

Weniger Fleisch und Wurst seien also "gut für Klima und Gesundheit", so das Fazit in der Antwort der Landesregierung. Wörtlich heißt es: "Ernährungsexperten empfehlen deshalb, höchstens zwei- bis dreimal pro Woche kleine Fleischportionen in guter Qualität zu essen". Bei der Reduzierung des Fleischkonsums gelte das Motto: "Weniger ist mehr".

Politiker der Opposition empören sich über diese Empfehlung. Karl-Josef Laumann, Fraktionschef der CDU, bleibt dabei, jeden Tag bis auf freitags Fleisch zu essen. Kai Abruszat, FDP-Landtagsabgeordneter aus dem Wahlkreis-Minden-Lübbecke, spricht von einem "Stück aus dem Tollhaus". Die Grünen versuchten offenbar, den Ernährungsplan der Bürger vorzuschreiben. "Die Ökobürokratie feiert fröhliche Urständ, wenn nach der Einführung des Biosprits E 10 und der Abschaffung der Glühbirne nun auch die Reduzierung des Fleischverbrauchs geregelt werden soll", sagte der Liberale.

Die Grünen weisen diesen Vorwurf als "absurd" zurück. In Fraktionskreisen heißt es, die Antwort auf die Anfrage sei nur eine Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Das Klimaschutzgesetz sehe zwar die Erarbeitung eines Klimaschutzplans vor, in dem konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz festgeschrieben werden sollen. Für den Bereich der Landwirtschaft in NRW gebe es aber keine konkreten Pläne.

Kühe und Autos

Christina Schulze-Föcking bleibt bei ihrer Kritik. Beim Schadstoffausstoß könne man Kühe nicht mit Autos vergleichen. "Es wäre ethisch äußerst bedenklich, wenn wir unser Milchvieh aus Klimaschutzgründen reduzieren würden, während die Produkte in anderen Teilen der Welt dringend benötigt werden", so die CDU-Politikerin.

(RP)
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