Persönlich Ola Ostrovsky-Zak . . . stillt ein Baby aus Palästina

Ola Ostrovsky-Zak ist Krankenschwester in der Notaufnahme der "Hadassah Ein Kerem"-Klinik in Jerusalem. Sie ist verheiratet und Mutter dreier Kinder, das Jüngste kaum eineinhalb Jahre alt. Dieser Umstand verhalf der jungen Frau nun zu unverhoffter Berühmtheit, als sie während ihrer Schicht am Freitag in einer Notsituation einsprang und das Baby einer schwer verletzten Palästinenserin stillte. Das Aufsehenerregende an der Aktion ist eigentlich Nebensache: Ostrovsky-Zak selbst ist Jüdin.

Zuvor war die Familie des neun Monate alten Jungen in einen schweren Autounfall verwickelt gewesen. Die Mutter lag im Koma und wurde in einem Jerusalemer Krankenhaus behandelt, der Vater bei dem Frontalzusammenstoß getötet.

Bevor sie ihre Schicht antrat, habe der hungrige Junge sich sieben Stunden lang geweigert aus einer Flasche zu trinken oder auf andere Art zu essen, erzählte Ostrovsky-Zak. Die verzweifelten Tanten hätten die Krankenschwester gebeten, nach einer Amme zu suchen.

"Als stillende Mutter habe ich nicht gezögert und ihnen angeboten, es selbst zu tun", so die Krankenschwester. Sie habe das Baby während ihrer Schicht insgesamt fünf Mal an die Brust gelegt.

Die Tanten des Babys hätten sie daraufhin umarmt. "Sie waren erstaunt, dass eine Jüdin bereit ist, ihn zu stillen", erzählte Ostrovsky-Zak. "Aber ich habe ihnen gesagt, dass jede Mutter das tun würde."

In der verfahrenen israelisch-palästinensischen Konfliktlage entfaltet Ostrovsky-Zaks Reaktion große Symbolkraft - als ein Akt der Menschlichkeit und Nächstenliebe über religiöse und politische Grenzen hinweg. Im Internet löste sie eine Welle der Zustimmung aus, ein von ihr auf ihrer Facebook-Seite geposteter Artikel wurde über 9000 Mal gelikt. Ob von Palästinensern und Juden gleichermaßen, ist nicht klar. Aber auch so berührt er viele Menschen - nicht nur in Israel.

Henry Ludwig

(RP)
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