Wie Klöckner Rheinland-Pfalz erobern will

maria laach/Berlin Ora et labora, bete und arbeite – das Leitmotiv des Benediktinerordens ist weltbekannt. Die CDU Rheinland Pfalz, seit 19 Jahren fern der Regierungsmacht in Mainz, tagt seit 2007 einmal im Jahr bei den Benediktinern des Klosters Maria Laach. Auch für die CDU gilt das Motto des Mönchsordens, nur in anderer Reihenfolge, nämlich: arbeite und bete. Politisch sieben Monate hart arbeiten, und dann am Wahltag, dem 27. März 2011, beten, dass der Wähler es wieder gut meint mit der Union in Rheinland-Pfalz.

Die personellen Voraussetzungen wurden geschaffen: An der Spitzenkandidatin Julia Klöckner dürften auch die Benediktiner von Maria Laach Gefallen haben. Denn die 37-jährige Winzertochter von der Nahe versteht nicht nur etwas von der Gottesgabe Wein, sondern ist auch eine studierte katholische Theologin und regelmäßige Gottesdienstbesucherin, außerdem als moderne Konservative strikt gegen Abtreibung. Bevor Klöckner gestern vor Beginn der Klausur hinter Eifeler Klostermauern die CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel begrüßte, hatte sie noch einmal den Geist des Ortes beschworen: Eine politische Zusammenkunft in dieser besonderen Umgebung tue gut, sie begünstige die innere Einkehr und bestärke die Union in ihrer Überzeugung vom Wert des christlichen Menschenbildes.

Abt Benedikt – er ist der 49. in der Abtei seit 1127 – führte Angela Merkel, die Pastorentochter, und Klöckner, die derzeit Staatssekretärin im Berliner Agrarministerium von Ilse Aigner ist, durch das Kloster, auch zu dem so genannten Adenauer-Fenster. Letzteres hatte der erste Bundeskanzler und CDU-Vorsitzende der Abtei gestiftet, weil sie ihm in den Hitler-Jahren eine Zeit lang Zuflucht gewährt hatte.

Klöckner verströmte auch gestern wieder einen Optimismus, den man gemeinhin unerschütterlich nennt. Seit ihrer Wahl (99,5 Prozent) zur CDU-Spitzenkandidatin für die März-Wahl ist die CDU bei Umfragen von 37 (April 2010) auf 33 Prozent gesunken. Ministerpräsident Kurt Becks SPD hingegen kletterte in dem gleichen Zeitraum von 35 auf 41 Prozent. Der 61-jährige, dienstälteste Ministerpräsident (seit 1994) hat nach seinem schmählichen Sturz als SPD-Bundesvorsitzender vor zwei Jahren in der Heimat wieder Oberwasser. Er ist in der Landes-SPD und im Kabinett unumstritten, ein "kleiner König" eben. Manche lästern, bald werde in Becks engster Umgebung wieder der Hofknicks eingeführt.

Die Herausforderin des Seniors durchstreift derzeit ihr Land nach der Devise: Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist. Klöckner will in 27 Tagen 5500 Kilometer zurückgelegt und 44 Orte besucht haben.

Was Bodenständigkeit angeht, kann es die ehemalige Weinkönigin mit dem Südpfälzer Beck aufnehmen. Als sie neulich in einer Berliner Gärtnerei mit anpacken sollte, aber Stöckelschuhe trug, reagierte Klöckner zur Freude der Umstehenden so: "Wenn jemand 'n paar Gummistiefel Größe 40 hat, bin ich dabei."

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