Düsseldorf: Analyse Stadtspitze ist den Grünen zu grün

Düsseldorf · Wenn die Straßenbahnen von der Friedrichstraße verschwinden, will die Stadt dort breitere Bürgersteige und einen Radweg bauen. Die Grünen kritisieren diese Pläne trotzdem – und lassen ahnen, wie die Debatten in den nächsten eineinhalb Jahren laufen.

Mehr Wohlfühlqualität: Pläne für die neue Friedrichstraße
6 Bilder

Mehr Wohlfühlqualität: Pläne für die neue Friedrichstraße

6 Bilder

Wenn die Straßenbahnen von der Friedrichstraße verschwinden, will die Stadt dort breitere Bürgersteige und einen Radweg bauen. Die Grünen kritisieren diese Pläne trotzdem — und lassen ahnen, wie die Debatten in den nächsten eineinhalb Jahren laufen.

Radfahren durch die Innenstadt besitzt den Charme eines nächtlichen Spaziergangs durch die Vororte von Paris. Lebensgefährlich ist beides. Dem Freiwild nicht unähnlich schlagen die Radler auf der Corneliusstraße, der Berliner Allee oder der Graf-Adolf-Straße ihre Haken, weil die Autofahrer drängeln, hupen, schneiden.

Die Stadtspitze hat dieses Problem über sehr viele Jahre sehr schön geredet. Sie verwies auf Nebenstraßen und zählte unermüdlich die Kilometer auf, die das Düsseldorfer Radnetz umfasst — unbeeindruckt davon, dass die Radfahrer in den Nebenstraßen ähnliche Probleme mit parkenden Autos auf ihren Wegen haben und dass die Radwege fein filetiert in den Stadtteilen herum liegen, gerne mal im Nichts enden oder vor ein unüberwindliches Hindernis führen.

Solche Sätze können seit dieser Woche in der Vergangenheitsform geschrieben werden, denn mit den Plänen für die künftige Friedrichstraße hat die Stadtspitze ein sehr gutes Beispiel für moderne Verkehrspolitik vorgelegt.

Wenn die neue U-Bahn eröffnet ist und auf der Friedrich- sowie der Elisabethstraße keine Straßenbahnen mehr fahren, sollen auf der Friedrichstraße ein noch breiterer Bürgersteig und ein 2,50 Meter breiter Radweg entstehen. Dieses Konzept bevorzugt im Vergleich zur aktuellen Situation Radfahrer und Fußgänger — und ist gerade deshalb modern.

Denn so lange, wie Autofahrer in Düsseldorf bevorzugt wurden, muss es ein Ungleichgewicht zugunsten der nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer geben, um in Zukunft ein echtes Gleichgewicht aller Beteiligten zu erreichen. In der Praxis wird es dann noch wichtig sein, dort auch intensiv gegen parkende Autos auf den Radwegen vorzugehen.

Der Jubel aus den Reihen der politischen Radfahrer bleibt dennoch aus. Grünen-Verkehrsexperte Norbert Czerwinski kritisiert, dass der Radweg nicht in beide Richtungen geöffnet ist und dass auf den Animationen der Stadt nur vier Fahrradständer vor dem Stern-Verlag zu sehen sind. Wahlkampf, ick hör dir trapsen.

Die Grünen beklagen zu Recht, dass die schwarz-gelbe Ratsmehrheit viele ihrer Anträge per se ablehnt, ohne auf einen möglichen Nutzen für die Stadt zu achten. Wer aber ein durch und durch lobenswertes Konzept immer noch attackiert, weckt böse Befürchtungen für die nächsten eineinhalb Jahre mit Bundestags-, Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl und verbessert die Chancen seiner Anträge sicher nicht.

Im Endeffekt kritisieren die Grünen den CDU-Oberbürgermeister, weil er grüne Forderungen erfüllt. Mit kluger Oppositionspolitik hat dies so viel zu tun wie Zweite-Reihe-Parken mit der Aufenthaltsqualität in einer Geschäftsstraße.

(ila)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort