Meerbusch Frostige Zeiten in der "Arche Noah"

Meerbusch · Einige Tiere im Streichelzoo leiden unter dem Winterwetter. Wegen der Mehrkosten für Strom und Stroh lässt Leiterin Hildegard Miedel die Heizung in ihrem eigenen Büdchen aus — und bittet um weitere Spender.

 Konventionell: Hängebauchschwein Porky hat anlässlich der kalten Jahreszeit Stroh im Gesicht. Wie Porky das gemacht hat, ist nicht überliefert.

Konventionell: Hängebauchschwein Porky hat anlässlich der kalten Jahreszeit Stroh im Gesicht. Wie Porky das gemacht hat, ist nicht überliefert.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Eigentlich hat Porky überhaupt keinen Bock. Das Hängebauchschwein des Streichelzoos "Arche Noah" hält kurz seine Nase aus seinem Häuschen. Dann dreht Porky fix wieder um, stellt fortan nur die Mager-Version seiner Erscheinung zur Schau: das Ringelschwänzchen.

 Unkonventionell: Rosi, das älteste Schwein im Zoo, ist im Kampf gegen Kälte offen für Neues – zur Überraschung von Hildegard Miedel (hi.).

Unkonventionell: Rosi, das älteste Schwein im Zoo, ist im Kampf gegen Kälte offen für Neues – zur Überraschung von Hildegard Miedel (hi.).

Foto: ulli dackweiler

Es ist schweinekalt —und Porky bringt unmissverständlich zum Ausdruck, dass es dieses Wort gar nicht geben darf, weil Schweine mal so gar nichts mit Kälte am Hut haben. Wie in so oft im Leben ändert Essen die Gesamtsituation.

Als "Arche"-Leiterin Hildegard Miedel das Knäckebrot rausholt, kommt Porky fröhlich angelaufen. "Schweine haben kein Fell, die leiden bei Kälte besonders", erklärt Miedel.

Neben den Schweinen sitzen die größten Frostbeulen im Kaninchen, Meerschweinchen- und im Vogel- Gehege — einige bekommen Rotlicht, die anderen Tiere viel, viel frisches Heu, das mittlerweile doppelt so viel kostet wie noch vor wenigen Jahren. Mehraufwendungen, die den ohnehin finanziell klammen Streichelzoo bedrücken.

Zur Entlastung hat Hildegard Miedel in ihrem Kassenhäuschen sogar die Heizung abgestellt. Sie friert mit, obwohl das nicht gut für ihre Rheumaerkrankung ist. "Das ist ein wahnsinnig teurer Monat", sagt Miedel. Die dritte Art von Mehrausgaben gehen schließlich in die Tierpflege.

Die "Arche Noah" erlebt nämlich ihren demografischen Wandel. Viele Tiere haben ein Alter erreicht, in dem die Tiere pflegebedürftiger werden, der Tierarzt häufiger vorbeikommen muss. Von den alten Tieren möchte sich Miedel aber auf keinen Fall trennen. "Einige Tiere humpeln. Aber das tue ich auch manchmal — und trotzdem möchte ich nicht eingeschläfert werden", sagt Miedel. "Solange es den Tieren gut geht, sollen sie auch eine bestmögliche Pflege bekommen."

Die meisten Tiere haben eine traurige Vorgeschichte, brachten schon gesundheitliche Probleme mit, als sie in die "Arche" kamen. Miedel sieht darin auch einen pädagogischen Mehrwert für ihre Jugendfarm, in der Kinder freiwillig bei der Betreuung der Bewohner helfen.

Gerade bei alten Tieren seien die Kinder aufmerksam. "Sie fragen sich täglich: ,Geht es Mona heute gut oder nicht so gut'", erzählt Miedel. "Kinder werden so auch sensibler, wenn es Menschen nicht gut geht."

Im vergangenen Jahr feierte die "Arche Noah" ihr 20-jähriges Bestehen. In diesen Tagen aber ist Miedel besorgt, was die Zukunft der Anlage betrifft. "Wir sind denjenigen, die uns schon immer unterstützt haben, unendlich dankbar", sagt die 78-Jährige. "Ohne Spenden geht es einfach nicht."

(RP/rl/ila)
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