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Meerbusch Meerbuschs erste Hunde-Physiotherapeutin

Meerbusch · In ihrer Praxis in Lank-Latum behandelt Valesca Doll Hunde mit Problemen im Bewegungsapparat. Das große Ziel sind "Wohlfühlmomente".

 Aquajogging für Hunde: Valesca Doll unterstützt ihre Patienten dabei, den richtigen und vor allem schmerzfreien Gang zu finden – bei gleich vier Beinen ist das gar nicht so leicht, wie der konzentrierte Hundeblick vermuten lässt.

Aquajogging für Hunde: Valesca Doll unterstützt ihre Patienten dabei, den richtigen und vor allem schmerzfreien Gang zu finden – bei gleich vier Beinen ist das gar nicht so leicht, wie der konzentrierte Hundeblick vermuten lässt.

Foto: ulli dackweiler

Wenn ein Frauchen seine Hunde ruft, steht den heranstürmenden Hunden oft ein bestimmtes Motiv ins Gesicht geschrieben: "Essen!", "Spielen!" oder "Essen!". Nicht so beim neun Jahre alte Schäferhund-Mischling Moses. Als Valesca Doll sich runter beugt, legt sich Moses auf die Seite, dreht ihr die rechte Schulter zu, schaut sie an und sagt wortlos weder "Essen!" noch "Spielen!", sondern: "Wohlfühlmoment! Bitte einmal massieren." Doll streichelt den Hund, greift ihm in die Schulter. Moses zuckt kurz, dann macht er gar nix mehr. Wohlfühlmoment. "Er hat einige Blockaden, da muss man sich regelmäßig drum kümmern", sagt die 42-Jährige. Valesca Doll ist Meerbuschs Hunde-Physiotherapeutin.

Die Lank-Latumerin hat vor drei Monaten ihre erste eigene Praxis auf ihrem Bauernhof am Waldweg 99 in Lank eröffnet. Dabei zeigt erst der zweite Blick, dass es sich um eine Praxis für Hunde handelt — nicht für Menschen. Es gibt eine komfortable Liege, einen Gymnastikball, eine kleine Blutegel-Familie und Modell-Skelette, die dann mit ihren vier Beinen doch zeigen, um wen es geht.

Dolls Stolz ist das Unterwasserlaufband, das die 42-Jährige für ihre Therapien einsetzt. Auf dem 25 000-Euro-Gerät können Hunde mit Beschwerden ihr Gangbild schulen und schmerzfrei Muskeln aufbauen. "Die Hunde müssen hier nicht mit ihren schweren Knochen auf Asphalt laufen — das Wasser trägt", erklärt Doll. Das Ziel ihrer Arbeit ist klar: "Ich möchte die Schmerzen der Hunde lindern und ihnen die Lebensqualität zurückgeben."

Wie sie das macht, kann sie dabei manchmal gar nicht erklären. "Das fühle ich einfach, wenn es Blockaden in den Gelenken gibt", sagt Doll. Nach einem Erstgespräch mit den Haltern nimmt sie sich oft 45 Minuten Zeit für den Vierbeiner — Zeit für gezielte Massagegriffe oder Aquajogging: "Manchmal hilft eine Behandlung sofort, manchmal sind fünf Termine nötig, damit das Tier wieder rund läuft", erklärt die Hunde-Physiotherapeutin.

Ein Beruf, den es erst seit der Jahrtausendwende gibt. Doll, ausgebildete Werbekauffrau, entschied sich 2005 zu einer sechsmonatigen Ausbildung zur Hunde-Wellnesstherapeutin ("Dort lernt man, wie man Hunden Ängste nimmt") und absolvierte dann 2006 ein Fernstudium zur Hunde-Physiotherapeutin. Nach einigen Jahren in der Düsseldorfer Praxis "Gangwerk" machte sie sich selbstständig, arbeitete dann als mobile Physiotherapeutin am Niederrhein, unter anderem in der Tierklinik Kleve — bis sie sich den Traum der eigenen Praxis erfüllte.

Eine Praxis, die schon oft aufgesucht wird. Nicht alle Probleme seien erblich bedingt, viele Halter würden einfach falsch füttern. "Besonders Welpen bekommen oft zu viel oder falsches Futter — das hat Auswirkungen auf die Knochen." Um den Schmerzen der Tiere auf den Grund zu gehen, arbeitet sie auch mit Tierärzten zusammen. Als Konkurrentin sieht sie sich nicht.

Was Mensch- und Hunde-Physiotherapeuten vereint, ist das beschwipste Gefühl der Patienten nach der Behandlung, sagt Doll: "Früher hatte ich eine Patientin, die mich vor dem ersten Besuch ins Bein gebissen hat. Heute rennt die Hündin mir fröhlich entgegen."

(RP/rl)
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