Meerbusch Schnellster Rathaussturm aller Zeiten

Meerbusch · Zum 111-jährigen Bestehen des Meerbuscher Rathauses fiel die Tür an Altweiber fast von alleine. Für die Meerbuscher begann die After-(Rammbock)Stoß-Party damit so früh wie in keiner anderen Karnevalsstadt

Möhnen stürmen das Rathaus in Meerbusch
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Möhnen stürmen das Rathaus in Meerbusch

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Während in den umliegenden jecken Städten ein erbitterter Kampf ums Rathaus tobte, fiel die Tür im Meerbuscher Rathaus fast von alleine. Der erste Stoß mit dem Rammbock um Punkt 11.11 Uhr genügte — zum 111-jährigen Bestehen des Rathauses gab es den schnellsten Altweiber-Rathaussturm aller Zeiten. "Wir hatten schon mit ein wenig mehr Gegenwehr gerechnet", sagte Christian Bongartz, Prinz der "Freien Herrlichkeit Nierst.

Für Stadtsprecher Michael Gorgs, der den kurzen Wortwechsel zwischen Prinz und Bürgermeister moderierte, nutzte den Rekordsturm für eine politische Ansage: "Da sieht man mal die Sanierungsbedürftigkeit des Gebäudes."

Obwohl Bürgermeister Dieter Spindler vor wenigen Tagen noch große Gegenwehr angekündigt hatte ("Den Eingang werde ich zusätzlich zumauern lassen"), rückte er den überdimensionalen Rathausschlüssel schnell an die Meerbuscher Jecken raus — und hatte dafür hinterher auch eine schlappe Verteidigung parat: "Es war so kalt draußen — da wollten wir rein ins Festzelt und haben schnell aufgegeben."

Der Vorteil des Rekordsturms: Die Damen hatten im Festzelt im Rathausgarten reichlich Zeit für den zweiten Anschlag des Tages — den auf die prominenten Krawattenträger. Allen voran die Karnevals-Neulinge aus Japan schnitten dabei die Krawatte von Bürgermeister Dieter Spindler in mindestens 1000 Stücke. Auch Horst Major vom Ordnungsamt der Stadt bereute das eine oder andere Knöllchen. Yoshiko Ueda und Chika Orito hatten als japanische Mönen besondere Freude, schließlich leben sie erst seit zwei Jahren in Meerbusch — und hatten einiges nachzuholen. "Die japanische Gesellschaft ist eher männer-dominiert — so einen Tag für die Frauen haben wir da nicht", sagten die beiden. Die Repräsentanten der Stadt ließen den Brauch über sich ergehen. Sie hatten sich die Passivität sogar auf die Brust geschrieben. Auf ihren "111 Jahre Rathaus"-Jubiläumsanzügen prangte ein Schild mit dem Slogan: "Zuständig für nix — und begrenzt belastbar". Nur einer hatte Großes vor: Schon im Planungsausschuss hatte Planungsdezernent Just Gérard das Kostüm seines Lebens angekündigt — und enttäuschte nicht. Auf dem Kopf trug er statt wie gewohnt gar nichts eine wilde Mähne, eine Haarpracht-Kreuzung aus Räuber Hotzenplotz und Robinson Crusoe (Spätphase). Seine Brust zierte die Schleife "Mister Cast Away", an den Oberarmen trug er Schwimmflügel, die ihn gestern Gerüchten zufolge über das Rheinhochwasser getragen hatten. "Das Haar fühlt sich toll an", sagte er.

Dann ging es zurück ins Festzelt, wo hunderte Meerbuscher feierten, am gestrigen Tage die schnellsten Rathausstürmer der Region gewesen zu sein.

(ila/jco)
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