Mettmann Am Computer durch die Höhle laufen

Mettmann · Fachhochschule und Neanderthal Museum stellen ein Programm vor, das eiszeitliche Kunst in 3D erlebbar macht.

 Jens Alvermann, Andreas Pastoors, Gerd C. Weniger und Alexander Brändle von der FHDW (v.l.) haben ein Programm entwickelt, das einen virtuellen Rundgang durch eiszeitliche Höhlen ermöglicht – und zwar dreidimensional.

Jens Alvermann, Andreas Pastoors, Gerd C. Weniger und Alexander Brändle von der FHDW (v.l.) haben ein Programm entwickelt, das einen virtuellen Rundgang durch eiszeitliche Höhlen ermöglicht – und zwar dreidimensional.

Foto: dietrich janicki

Zum ersten Mal kann jeder Höhlenkunst-Freund von zu Hause aus einen Gang durch Höhlen unternehmen. Dabei fühlt sich der Betrachter, als sei er selbst in der Höhle, obwohl er am heimischen Computer sitzt. Das Neanderthal Museum macht dieses Abenteuer in Kooperation mit der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Mettmann möglich.

Das Museum verwaltet und bearbeitet die Wendel-Sammlung — mehr als 3000 Bilder eiszeitlicher Höhlenkunst aus Frankreich und Spanien, benannt nach dem Fotografen Heinrich Wendel, der die Höhlenkunst in den 1970er und 80er Jahren dokumentierte. Die ältesten Werke sind etwa 19 000 Jahre alt.

40 dieser Höhlen sind nun im 3D-Internet-Rundgang einsehbar. "Das ist ein neues Angebot von Nespos. Im Mittelpunkt steht die Frage ,Wie kann man die Bilder noch interessanter machen?'", erklärt Professor Gerd-Christian Weniger, Direktor des Neanderthal Museums. Nespos ist eine digitale Wissenschaftsplattform, die einen öffentlichen und einen nichtöffentlichen Teil beinhaltet.

Die Wendel-Sammlung befindet sich im öffentlichen Teil und ist somit für jeden nutzbar. "Selbst für Wissenschaftler sind viele Höhlenbilder teilweise nicht zugänglich. Wir sind der Meinung, dass es sich um Kulturerbe handelt und diese einzigartigen Aufnahmen für jeden zur Verfügung stehen sollten. Außerdem sind die Höhlen selber heute oft nicht mehr zugänglich. Durch Besucher hat sich das Klima in den Höhlen verschlechtert. Die Bilder zeigen auch, wie die Kunst unter diesem Zerstörungsprozess gelitten hat", sagt Weniger.

Das System für das neue Programm hat die Fachhochschule der Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Alexander Brändle, Wirtschaftsinformatiker der FHDW, dazu: "Aus Einzelfotos wird eine große Fotowand, die dafür sorgt, dass man sich im Raum dreidimensional bewegen kann." Außerdem könne man sich sehr weit in die Bilder hineinzoomen, wodurch kleinste Details deutlich würden. "Das ist auch für Wissenschaftler besonders", sagt Brändle. "Es handelt sich um ein interaktives Erleben und damit um eine ganz neue Qualität in der Darstellung."

Eine Studentin aus den Niederlanden schnitt die Bilder der Höhlen zusammen. "Das System ermöglicht etwas zu sehen, was man sonst als Normalsterblicher nicht zu sehen bekommt", betont Brändle. Online ist nur eine englische Version zu sehen. Eine CD-Rom auf Deutsch, allerdings ohne 3D, ist im Museum erhältlich.

(RP)
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