CHIO in Aachen Das Comeback des Wunderhengstes

Aachen · Totilas und Matthias Rath sind zurück. Nach einer Auszeit präsentiert sich das Duo in Top-Form. Der CHIO in Aachen ist ein Härtetest.

Totilas gewinnt Grand Prix Special
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Totilas gewinnt Grand Prix Special auf dem Peterhof

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Foto: dpa, odietze jhe

Matthias Raths Erinnerungen an das Shetland-Pony Susi scheinen frisch zu sein. Immerhin weiß der Totilas-Reiter gleich, um wen es geht. "Auf dem Pferd habe ich mit fünf Jahren das Reiten gelernt", antwortet der 29-Jährige auf die Frage, ob ihm der Name Susi noch etwas sage. Das Pony habe damals unter dem Weihnachtsbaum gestanden. Die Gelegenheit, auf Totilas zu reiten, schenkte ihm der Pferdehändler Paul Schockemöhle. Er hatte den Hengst gekauft und Rath zum Reiter gemacht, der die Erwartungen aber nie erfüllen konnte. Ende Juni meldete sich das Duo nach zweijähriger Auszeit eindrucksvoll zurück. Neu lernen musste er das Reiten auf dem "Wunderhengst" nicht, sagt Rath. "Ich habe mich aber weiterentwickelt."

Das ist Matthias Rath
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Das ist Totilas-Reiter Matthias Rath

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Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Zwei Jahre waren Rath und Totilas praktisch untergetaucht. Den Reiter zwang das Pfeiffersche Drüsenfieber zur Ruhe, der Hengst verletzte sich beim Deck-Akt am Knie und fiel aus. Auch ein Karriereende von Totilas war möglich. Doch Ende Juni gelang ihnen mit einem persönlichen Rekord bei der WM-Sichtung im saarländischen Perl-Borg das Comeback. Es scheint, als könne das Duo endlich die extrem hohen Erwartungen erfüllen, die von Beginn an mit im Sattel saßen.

Doch Rath betont immer wieder, dass es seiner Meinung nach auch vor der Zwangspause nicht schlecht lief. "Wir haben unter anderem 2011 in Aachen alle drei Prüfungen gewonnen, sind zweimal Deutscher Meister geworden und haben auch beim ersten Turnier beide Prüfungen für uns entscheiden können. Das war also nicht so schlecht, wie es teilweise gemacht wurde", sagt Rath im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Erwartungen seien aber viel zu groß gewesen.

Wunderpferd Totilas gewinnt Turnier in München
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Wunderpferd Totilas gewinnt Turnier in München

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Dazu hätten auch die sehr guten Vorleistungen des Pferdes beigetragen. Denn der vorherige Reiter Edward Gal und Totilas wurden unter anderem zweimal Weltmeister und Europameister - zu große Fußstapfen für Rath, die er nicht füllen konnte. "Gal hatte einige Jahre vor diesen Erfolgen, um mit Totilas zusammenzuwachsen. Beim ersten Championat haben wir gerade mal acht Monate zusammen trainiert", nennt er die Gründe.

Die zweijährige Auszeit hätte ihm deswegen auch genutzt, um das Millionen-Pferd besser kennenzulernen und sich auf den Hengst einzustellen. "Die Verbindung ist noch intensiver geworden. Auch wenn er kein Turnier geritten ist, habe ich mich mit ihm beschäftigt. Ich habe ihn aus dem Stall geholt, ihn gestreichelt und mir viele Gedanken um ihn gemacht", berichtet Rath. Behauptungen, Totilas sei zwischenzeitlich gestorben, hätten ihn eher zum Lachen gebracht als geärgert. "Wir haben uns zu Hause herrlich darüber amüsiert, weil wir ihn jeden Tag im Stall haben stehen sehen", erzählt er. Seit 2012 fährt er dreimal die Woche nach Holland zu Trainer Sjef Jansen. Der Niederländer ist bei Tierschützern sehr umstritten, weil auch die sogenannte Rollkur in seinen Trainingskonzepten Platz findet. "Sjef Jansen ist einer der erfolgreichsten Dressurtrainer der Welt. Er hat mich und Totilas noch besser gemacht", erklärt Rath.

Das ist das Fohlen von Wunderpferd Totilas
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Das ist das Fohlen von Wunderpferd Totilas

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Die gute Form wollen Rath und Totilas beim CHIO in Aachen bestätigen. Sie gehen als einer der Favoriten in den Dressur-Wettkampf. Die meisten Zuschauer kommen natürlich, um Totilas wieder in Aktion zu erleben. Das weiß auch Rath, und er will den Hype um den Hengst nicht bremsen: "Wenn das Interesse an einem Pferd so groß ist, darf man sich dem nicht verschließen." Bald könnte es auch wieder Tassen und T-Shirts mit dem Konterfei des "Wunderhengstes" geben, kündigt er an. Dass ihm an der Seite von Totilas meistens nur die Nebenrolle bleibt, störe ihn nicht. "Das Pferd ist der Zuschauermagnet, das begeistert die Menschen. Doch die eigentliche Freude an dem Sport kommt ja erst durch die Bewegung. Hinzu kommt, dass ich Totilas nach der Verletzung auch die Chance auf ein Comeback gegeben habe", sagt er.

Damit der "Wunderhengst" auch künftig möglichst lange verletzungsfrei bleibt, schenkt ihm Matthias Rath besonders viel Aufmerksamkeit. "Ich streichle ihn schon bewusster als andere Pferde." Totilas habe zudem eine Vorliebe für besonders dicke Äpfel. Shetland-Pony Susi und die anderen gewöhnlichen Pferde hingegen bekämen nur Möhren.

(RP)
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