Turn-WM in China Hambüchen verpasst Medaille — Gold für Uchimura

Nanning · Fabian Hambüchen war richtig platt und pustete kräftig durch. Seine Aufholjagd im Mehrkampf der Turn-WM in Nanning hatte Kraft gekostet und war dazu nicht einmal mit einer Medaille belohnt worden. "Irgendwie habe ich schon am Morgen gespürt, dass es ein schwerer Tag wird", sagte der ehemalige Reck-Weltmeister nach Rang acht (88,564 Punkte) in einem hochklassigen Wettbewerb.

Fabian Hambüchen verpasst Medaille im Mehrkampf
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Hambüchen verpasst Medaille im Mehrkampf

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Foto: afp, GB/le

Der mittlerweie fast 27-Jährige konnte an der jüngeren Konkurrenz nicht mehr entscheidend vorbeiziehen, obwohl er ohne gravierende Fehler durch seinen Mehrkampf turnte. "Das war schon brutal. An einen solch starken Wettkampf kann ich mich überhaupt nicht erinnern", bestätigte Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen das extrem hohe Niveau in der südchinesischen Metropole.

Einer aber stach trotzdem heraus: Mit schier unfassbarer Präzision und Überlegenheit holte sich Kohei Uchimura seinen fünften Mehrkampf-Titel in Serie. Der Olympiasieger aus Japan turnte selbst in diesem Weltklassefeld in einer eigenen Liga und siegte mit 91,965 Punkten vor dem Briten Max Whitlock (90,473) sowie seinem Landsmann Yusuke Tanaka (90,449).

Mit strahlender Miene fiel Hambüchen dem Sieger, den er aus zahlreichen gemeinsamen Trainingslagern in Tokio kennt, um den Hals: "Ich habe ihm so den Titel gewünscht, gerade, weil die japanische Riege hier in China nicht fair bewertet worden ist."

Die letzte Chance, doch noch in den Medaillenkampf hinter Uchimura einzugreifen, hatte Hambüchen schon vor dem letzten Durchgang vertan. Am Reck kam der deutsche Vorturner trotz exakter Ausführung nur auf einen Schwierigkeitswert von 7,0 Punkten, vier Zehntel weniger als einkalkuliert. "Fabian musste den Winkler leider auslassen, um einen Sturz zu vermeiden", analysierte Chefcoach Andreas Hirsch.

Dennoch erreichte Hambüchen sein Minimalziel: Dank seiner Platzierung ist er für alle Turniere der kommenden Weltcupserie qualifiziert, darin eingeschlossen ist auch der DTB-Pokal Ende November in Stuttgart: "Meine ganz persönliche Punktlandung."

Im Schatten des Olympiazweiten am Reck lieferte Andreas Toba einen deutlichen besseren Mehrkampf als in der Qualifikation ab. Vor 9200 Zuschauern im ausverkauften Guangxi Sports Center durfte der Hannoveraner mit Rang 16 (86,264) mehr als zufrieden sein. Toba: "Ich war so fokussiert, dass ich keine Zeit hatte, bei meinem ersten WM-Finale nervös zu sein."

Hirsch zollte seinen beiden Schützlingen großes Lob. "Ich beglückwünsche beide zu ihren guten Ergebnissen. Allerdings haben sich wieder unsere Defizite am Pauschenpferd und beim Sprung bemerkbar gemacht. Aber wir wissen um unsere Probleme dort und werden weiter daran arbeiten."

Die Welttitelkämpfe werden am Freitag (13.00 Uhr MESZ) mit dem Mehrkampf-Finale der Frauen fortgesetzt. Einzige deutsche Starterin ist Lisa-Katharina Hill aus Stuttgart.

(sid)
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