Turner schreibt Geschichte Reck-Element nach Bretschneider benannt

Stuttgart · Seine offizielle Weltpremiere war ein voller Erfolg, 5000 Kids feierten ihn wie einen Popstar und doch war Andreas Bretschneider nicht zufrieden mit sich. "Einmal im Leben wollte ich cool bleiben und dann war ich doch so nervös", klagte der Chemnitzer, nachdem er sich am Freitag beim DTB-Pokal in Stuttgart in die Geschichtsbücher geturnt hatte.

 Andreas Bretschneider hat Turn-Geschichte geschrieben.

Andreas Bretschneider hat Turn-Geschichte geschrieben.

Foto: afp, GB/JH

Aber trotz feuchter Hände und vieler Gedanken, die ihm bei seiner Flugshow durch den Kopf schossen, ging alles gut. Ab sofort ist der Salto über die Reckstange (Kovacs) mit anschließender Doppelschraube als "Bretschneider" Bestandteil der Turnerbibel "Code de Pointage". Zudem als bislang einziges H-Teil in der schwierigsten aller Kategorien. Der 25-Jährige kann nun durchatmen: "Das war ein hartes Stück Arbeit."

Bei ganzen acht der ersten 800 Versuche hatte der Sportsoldat die Hände brauchbar an die Reckstange gebracht. Und als die Weltpremiere bei der WM im Oktober im südchinesischen Nanning im wahrsten Sinne des Wortes zum Greifen nah erschien, versagten dem Sachsen die Nerven.

"Daran habe ich schon geknabbert und musste mit meiner Mentaltrainerin erstmal den ganzen Käse aus dem Kopf kriegen", sagte Bretschneider. Zuletzt lag die Erfolgsquote im Training wieder bei 80 Prozent, und auf nationaler Ebene gelang der "Bretschneider" bereits vor einer Woche beim Bundesliga-Finale in Karlsruhe.

Seit 1970 ist Bretschneider der 13. deutsche Kunstturner, nach dem ein Turnelement benannt ist. Vorgänger am Reck waren unter anderem Bernd Jäger, Eberhard Gienger und Daniel Winkler, die jeweils einen neuen Salto am Königsgerät kreierten. Zuletzt wurde dem Hallenser Matthias Fahrig 2010 diese Ehre zuteil, als er eine neue Sprungreihe am Boden als Erster in dieser Form im Wettkampf präsentierte.

Teamkollegen Bretschneiders wie Ex-Weltmeister Fabian Hambüchen oder auch der Olympiazweite Marcel Nguyen hingegen haben sich als Erfinder noch keinen Namen machen können. "Das war auch nie mein primäres Ziel", sagte Nguyen, der wegen eines Kreuzbandrisses in Stuttgart nur als Co-Kommentator im Einsatz ist. Auch Hambüchen, der am Sonntag an die Geräte geht, sieht die Situation gelassen: "Ich hatte genug andere Erfolge."

Angeführt von Bretschneider, der für seine Reck-Übung 15,35 Punkte bei einem Ausgangswert von 7,2 Zählern erhielt, qualifizierte sich die Riege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) mit 176,40 Punkten problemlos vor den USA (174,40) und Japan (174,35) für das Teamfinale am Samstag (15.30 Uhr).

Auch bei den Frauen ging der erste Platz mit 112,25 Zählern an die Gastgeberinnen. Rang zwei belegte die Mannschaft aus Russland (108,85) vor der Schweiz (103,70). Das Finale dieses Wettbewerbs wird am Sonntag (16.30 Uhr) ausgetragen, ebenfalls qualifiziert ist auch die viertplatzierte Auswahl des Schwäbischen Turnerbundes (102,55).

Der DTB-Pokal wird am Samstag (12.30 Uhr) mit der Weltcup-Entscheidung der Frauen fortgesetzt. Für den DTB gehen die beiden Stuttgarter Lokalmatadorinnen Lisa Katharina Hill und Kim Bui an die Geräte.

(sid)
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