Prozess gegen Formel-1-Boss in München Staatsanwalt: Ecclestone fürchtete um Machtposition

München · Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat nach Überzeugung des Staatsanwalts aus Angst vor seiner Absetzung als Formel-1-Chef millionenschwere Bestechungsgelder an den ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky gezahlt.

Bernie Ecclestone: Der Prozess beginnt
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Prozess gegen Bernie Ecclestone beginnt

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"Für den Angeschuldigten waren die Beteiligungen der BayernLB und der weiteren Formel-1-Banken JP Morgan und Lehman als Mehrheitsanteilseigner der Formel 1 über Speed von Beginn an ein Störfaktor", heißt es in der Anklageschrift, die der Staatsanwalt Christian Weiß am Donnerstag zum Prozessauftakt vorlas. Der 83-jährige Ecclestone las die Anklage auf seinem Platz Zeile für Zeile mit.

Nach Ansicht des Staatsanwalts hat Ecclestone jegliche Einmischung durch die Banken in sein Geschäft soweit als möglich verhindern wollen, "da dies für ihn den Verlust seiner faktisch unumschränkten Kontroll- und Machtposition in der Formel 1 bedeutet hätte." Dabei habe Ecclestone gewusst, dass Gribkowsky bei einer staatlichen Bank angestellt und dort nicht besonders glücklich war. "Zudem hatte der Angeschuldigte erkannt, dass Dr. Gribkowsky an dem Formel-1-Renngeschäft erheblichen Gefallen gefunden hatte."

Wichtigster Zeuge der Anklage wird Gribkowsky. Der wegen der Annahme der Millionen mittlerweile zu achteinhalb Jahren Haft verurteilte Ex-Manager hatte Ecclestone in seinem Prozess schwer belastet. Ecclestone bestreitet die Vorwürfe und behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Gribkowsky soll Anspielungen gemacht haben, Ecclestones undurchsichtiges Geschäftsmodell den britischen Steuerbehörden melden zu wollen.

Landgericht schließt Deal nicht aus

Im Prozess gegen Ecclestone schließt das Landgericht München derweil einen Deal zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung über das Strafmaß nicht aus. Im Moment gebe es keine Hinweise auf Absprachen zwischen den Beteiligten, sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz kurz vor Prozessbeginn. "Ausgeschlossen ist es aber nicht", fügte sie hinzu.

Begleitet von großem Medieninteresse begann der Prozess gegen Ecclestone am Donnerstag. Der umstrittene Manager muss sich vor dem Landgericht wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten.

Der Vorsitzende Richter Peter Noll las nach Eröffnung des mit Spannung erwarteten Prozesses zunächst die Anklage gegen den Milliardär vor. Danach hatte Ecclestone die Möglichkeit, sich zu den Anschuldigungen zu äußern. Für den Donnerstag waren keine Zeugen geladen.

26 Verhandlungstage angesetzt

Bis Mitte September sind zunächst 26 Verhandlungstage angesetzt, der nächste ist auf den 2. Mai terminiert. Mit fünf Minuten Verspätung betrat Ecclestone im Blitzlichtgewitter der Fotografen um 9.35 Uhr äußerlich ungerührt Saal A 101 des Gerichtsgebäudes an der Nymphenburger Straße 16.

Für Ecclestone geht es in München um seine Zukunft, um seine Macht, um sein Lebenswerk. Im Falle einer Verurteilung wäre der Brite an der Spitze der Formel 1 wohl nicht mehr zu halten. Im schlimmsten Falle droht Ecclestone eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Ein Deal zwischen den Parteien ist möglich, gilt aber als unwahrscheinlich. Ecclestone hatte einen möglicherweise strafmildernden Handel im Vorfeld stets ausgeschlossen.

(dpa/sid)
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