Mit dem Abend selbst waren schließlich alle ziemlich zufrieden. Die Bayern, weil sie sich standesgemäß mit 5:1 beim Zweitligisten durchsetzten. Die Bochumer, weil sie sich lange Zeit sehr ordentlich verkauften gegen den prominenten Gast. Der Verein, weil fast 30.000 Zuschauer für eine gute Einnahme in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sorgten. Die Fans, weil seit vielen Jahren eine funktionierende Freundschaft zwischen den beiden Lagern besteht. Und die neutralen Zuschauer, weil sie sich ohne den großen Wettbewerbsdruck ganz gut unterhalten fühlen durften. Die Tore für den Meister erzielten der unermüdliche Arjen Robben (2), Dante, Mario Götze und Sebastian Rode. Danny Latza hatte den Außenseiter mit einem sehenswerten Direktschuss in Führung gebracht.

Eine Woche vor dem Rückrundenauftakt in Wolfsburg gab Pep Guardiolas Startaufstellung einen deutlichen Hinweis darauf, wie er sich seine Mannschaft nächsten Freitag vorstellt. Götze könnte wie in Bochum auf der Bank sitzen, Schweinsteiger und Xabi Alonso werden gemeinsam im zentralen Mittelfeld spielen. Es dauerte gestern, bis sie eine sinnvolle Arbeitsteilung gefunden hatten. Schweinsteiger spielte gegen seine fußballerische Natur sehr häufig vor dem Ball in einer vorgezogenen Position, die defensive Schaltzentrale besetzte Alonso. Erst als sich Schweinsteiger mal zurückfallen ließ, kam er besser ins Spiel.

Den Takt aber gibt auch nach der Rückkehr des deutschen Weltmeisters aus der Verletzungspause der Spanier an. Fast bei jedem Angriff hatte er auch in Bochum den Fuß am Ball, Fehlpässe leistete er sich nicht. Trotzdem hatten die Münchner anfangs Mühe, zu einem geeigneten Tempo zu finden. Es machte sie zwar nicht nervös, dass Bochum mit dem einzigen Schuss aufs Bayern-Tor die Führung gelungen war, aber ihr Aufbauspiel war zunächst nicht präzise und schnell genug, die Freiräume in der Bochumer Abwehr zu nutzen. Dadurch konnte sich die VfL-Mannschaft immer wieder gut stellen, und sie kam erst unter Druck, als die Münchner den Fuß von der Bremse nahmen. Wie fast immer nahmen die Tempoverschärfungen bei den Außen Robben und Franck Ribéry ihren Ausgang. Ribéry blieb in seiner Wirkung allerdings hinter dem Niederländer zurück, der Franzose entwickelte erst im zweiten Durchgang die ganz gefährlichen Momente.

Und als er so richtig warm war, nahm ihn sein Trainer vom Platz. Ribéry wirkte nicht sonderlich begeistert. Er teilte das Los des Wechselspielers aber mit zehn seiner Kollegen, Guardiola ließ allein Robert Lewandowski durchspielen. Vielleicht gönnte er dem Mittelstürmer noch ein Erfolgserlebnis in Form eines Treffers. Ein Tor blieb dem Polen freilich verwehrt. Ein paar Solo-Aktionen gegen Ende der Begegnung zeigten, dass er damit nicht unbedingt zufrieden war. Das Glück konnte er jedoch nicht zwingen.

So gehörte er zu den wenigen, die an diesem Abend nicht ihren Spaß hatten. Ganz im Gegensatz zum Trainer-Assistenten Hermann Gerland. Den einstigen Bochumer "Tiger" feierten die Fans in ausdauernden Sprechchören. Gerland nahm es mit erkennbarer Rührung zur Kenntnis.