Fortuna Düsseldorf Das Tor gegen Bayern macht "Lumpi" zur Legende

Düsseldorf · Drei trainingsfreie Tage – mitten in der Saisonvorbereitung ist es ein seltener Luxus, den Fortunas Kapitän Andreas Lambertz und seine Kollegen derzeit genießen. Wenn es am Donnerstag auf dem Übungsgelände neben der Arena sportlich weitergeht, gibt es für "Lumpi" einen großen Moment: Dann steht seine Biographie "Lumpis Weg" in den Regalen der Buchhandlungen.

Bundesliga 12/13: Lambertz erzielt erstes Bundesliga-Tor
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Drei trainingsfreie Tage — mitten in der Saisonvorbereitung ist es ein seltener Luxus, den Fortunas Kapitän Andreas Lambertz und seine Kollegen derzeit genießen. Wenn es am Donnerstag auf dem Übungsgelände neben der Arena sportlich weitergeht, gibt es für "Lumpi" einen großen Moment: Dann steht seine Biographie "Lumpis Weg" in den Regalen der Buchhandlungen.

Autor des Buches ist der Journalist Frank Lehmkuhl, und auch er fiebert dem Erscheinungstermin entgegen. "Ich habe versucht, alles hineinzubringen, was irgendwie ging", berichtet er. "Die Fans sollen diese verrückten elf Jahre noch einmal beim Lesen erleben. Ich bin riesig gespannt, wie das Buch bei ihnen ankommt."

Die Vorbestellungen lassen Positives erahnen. "Es läuft gut", sagt Lehmkuhl erfreut. Ihm liegt das Projekt bei weitem nicht nur aus wirtschaftlichen Beweggründen am Herzen. "Ich bin seit meiner Kindheit mit dem Fortuna-Virus infiziert", gibt er zu. "Wir sind zwar oft umgezogen, aber als ich während unserer Düsseldorfer Zeit einmal ins Rheinstadion mitgenommen wurde, ist es einfach passiert." Los kam er von der Fortuna nicht mehr: "Selbst als wir in München wohnten, bin ich immer wieder zu den Spielen raufgefahren." Zu spüren ist dies auch in "Lumpis Weg" — hier im dritten und letzten Teil des auszugsweisen Vorabdrucks unserer Redaktion.

Die Herren Schweinsteiger,Lahm und Ribéry versuchen, die Underdogs mit angezogener Handbremse zu erledigen. Viel laufen? Überflüssig. Die edlen Techniker passen sich die Bälle rund um den Mittelkreis zu, während sich die Fortuna wie vom Trainer angeraten am eigenen Strafraum verbarrikadiert.

Dann kommt die 16. Spielminute, es rollt ein Entlastungsangriff. Düsseldorfs schneller Stürmer Mathis Bolly trifft nach einer Kopfballvorlage des in Strafraum-Luftduellen bislang nie sonderlich aufgefallenen Lambertz völlig freistehend per Abstauber zum 1:0. Die Kurve schunkelt sich in die Ekstase. "Deutscher Meister wird nur die Fortuna", skandieren die Anhänger. Es läuft also irgendwie seltsam, dieses Spiel, doch dass es auf einen historischen Moment zusteuert, ahnen weder die 70 000 in der Riesenschüssel von München-Fröttmaning noch die Spieler.

Bayern-Stürmer Thomas Müller trifft zum 1:1, die Münchner schrauben das Torschussverhältnis auf 13:1 und haben beste Chancen durch Sturmtank Mario Mandzukic, Abwehrriese Daniel van Buyten und wieder Müller.

Das normale Kräfteverhältnis ist wieder hergestellt. Alles wartet aufs Führungstor des Favoriten, auch die Fernsehmenschen.

Die übersehen in der 71. Minute glatt, dass der Ball nach einem Abschlag von Fortuna-Keeper Fabian Giefer im hohen Bogen in die Spielhälfte der Münchner segelt. Dort steht, gänzlich unbeobachtet von Kameras und FCB-Kickern: Lambertz. Der kleine Mann nimmt die Kugel an, schaut sich fragend um, warum kein Weltstar zur Bereinigung der Situation naht, und macht, was er immer macht: rennen, so schnell die Beine tragen. Die TV-Kameras registrieren die aus dem Nichts entstandene Majestätsbeleidigung erst, als Lumpi schon auf Nationaltorwart Manuel Neuer zueilt. Irgendwo hinter Lumpi hechelt Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm, irgendwo vor Lumpi steht das Tor. Ruhig ist es nun im Stadion, der grünbekleidete Fortune am Ball schaut kurz hoch und zieht ab, satt und flach. Der Ball zischt an Neuer vorbei ins Tor. Noch einmal sieht sich der Schütze ungläubig um und bricht dann gemeinsam mit einem schon bald auf ihm liegenden Wust von Düsseldorfer Spielern, vor der Südkurve, in der die Hardcore-Bayernfans bei jedem Heimspiel ihre Heimat haben, in Feierstimmung aus.

Auf der anderen Seite, in der rheinischen Ecke, hat derweil der Wahnsinn die Regentschaft übernommen, gefilmt von Videofachmann Brühl. Ein startender Düsenjet ist nicht lauter als diese hin und her wogende Masse. Die Fans haben sich im Glückstaumel ineinander verkeilt, viele liegen übereinander.

Andere stehen kreidebleich und starr vor Staunen inmitten des chaotischen Treibens. Ein paar Meter tiefer, auf den Plätzen der Bosse, liegen sich die Fortuna-Verantwortlichen in den Armen.

Wundervolle Bilder, die - neben vielen anderen Momenten, die Düsseldorf-Fans nie vergessen werden - der Film "Auswärts in Liga 1, einmal Bundesliga und zurück" für die Nachwelt konserviert hat. "Das war ein unvergessliches Erlebnis, zwei Treffer in München, unglaublich", freut sich Peter Frymuth heute noch. 2:1 bei den Bayern. Und ausgerechnet Lumpi hat das zweite Tor gemacht. Mit diesem Treffer hat sich Andreas "Lumpi" Lambertz zum einzigen Spieler gekürt, der in fünf Spielklassen jeweils mindestens ein Tor geschossen hat.

(RP)
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