Fortuna Düsseldorf Feierbiester mit Bodenhaftung

Düsseldorf · Innerhalb von Sekunden stellten Fortunas Feierbiester den Schalter wieder auf Bodenhaftung um. Eben noch hatte Julian Schauerte vor der Düsseldorfer Fankurve gemeinsam mit seinen Teamkollegen den hochverdienten 2:0-Erfolg beim Aufstiegsfavoriten 1. FC Nürnberg gefeiert, beim Hüpfen, Tanzen und Singen vermutlich ebenso viel Energie gelassen wie in den 90 Fußball-Minuten zuvor. Und nun stand er, noch immer im Trikot, in der Interviewzone und ließ nicht mehr den Hauch von Euphorie erkennen. "Auch wenn wir hier ordentlich gespielt haben", sagte der Rechtsverteidiger, "wir müssen uns schon noch in allen Belangen steigern."

Fortuna Düsseldorf: Einzelkritik zum Spiel beim 1. FC Nürnberg
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Nürnberg - Fortuna: Einzelkritik

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Michael Rensing schlug in die gleiche Kerbe. "Wenn man dieses Spiel sieht, haben wir uns sicher ein gutes Stück weiterentwickelt", erklärte der Torhüter. "Doch zu solch einer Partie gehören immer zwei Mannschaften, diesmal also auch die Nürnberger." Und die, so ließ es Rensing unausgesprochen mitklingen, hatten ganz sicher nicht ihren besten Abend erwischt.

Es ehrte die Fortunen, dass sie die Feierstimmung nicht ausufern lassen wollten. Der holprige Saisonstart ist noch in guter Erinnerung, die — stellenweise fraglos überzogene — öffentliche Kritik klingelt in den Köpfen noch nach. Dennoch hätten sie sich ein wenig mehr Eigenlob getrost gestatten dürfen: Fortuna lieferte am Montagabend ihre bisher beste Saisonleistung ab, beeindruckte vor allem durch ihre stabile und gut organisierte Defensive.

Der Vorstandsvorsitzende zollte seinen Angestellten den entsprechenden Respekt. "Eine tolle Vorstellung", sagte Dirk Kall mit anerkennendem Kopfnicken. "Am Anfang habe ich noch ein wenig gezittert, aber dann haben die Jungs immer besser hineingefunden. Unterm Strich war es meiner Ansicht nach unsere beste Vorstellung in dieser Saison."

Pinto sorgt für die Entscheidung
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Pinto sorgt für die Entscheidung

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Das Zittern am Anfang hatte auch Lukas Schmitz auf dem Platz gespürt. In der siebten Minute ließ der Linksverteidiger den Nürnberger Ondrej Celustka flanken, und in der Mitte versiebte Jakub Sylvestr eine Großchance - letztlich die einzige der hochgewetteten Franken. "Wir wussten, dass der 'Club' auf solche Konterszenen lauern würde und haben dennoch eine zugelassen", ärgerte sich der Ex-Schalker hinterher. "Aber wir haben aus dieser Szene gelernt. Danach haben wir immer besser gestanden und die Nürnberger voll im Griff gehabt."

Nicht zuletzt dank der großen Steigerung von Schmitz, der neben der überragenden Doppel-Sechs Christian Gartner/Sergio Pinto und Schauerte, seinem Pendant auf der rechten Seite, zur größten Trumpfkarte eines geschlossenen Teams wurde. Schmitz selbst stellte freilich einen anderen Kollegen heraus: "Die Kilometerleistung, die der Axel Bellinghausen immer wieder abspult, ist einfach unglaublich. Es macht riesigen Spaß, hinter einem solchen Kerl zu spielen."

1. FC Nürnberg - Fortuna 0:2
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1. FC Nürnberg - Fortuna 0:2

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Das Nürnberger Stadion, in dem es für Fortuna in den 18 Auftritten zuvor nur zwei Siege und ein Unentschieden, aber satte 15 Niederlagen gegeben hatte, verlor an diesem Abend seinen Schrecken. Vor allem, weil die Gäste dem Erstliga-Absteiger keinen Raum ließen, konsequent störten und sofort schnelle Konter inszenierten. "Ich glaube, wir können jetzt die Spiele bestimmen", beschreibt Kapitän Adam Bodzek. "Wir können entscheiden, wie sie laufen, können mit unserer Leistung maßgeblich bestimmen, wie das Spiel ausgeht."

Die Mannschaft von Trainer Oliver Reck zeigte in Nürnberg endlich das Selbstbewusstsein, das sie in der guten Vorbereitung ausgezeichnet hatte. Maßgeblich dafür verantwortlich waren Gartner und Pinto, das so ungleiche und doch so gut harmonierende Duo in der Mittelfeldzentrale. Pinto gab seinen Kritikern mit einer konzentrierten und engagierten Vorstellung die richtige Antwort. Und der 33-Jährige krönte sein Spiel nach Jimmy Hoffers 0:1 mit dem entscheidenden zweiten Treffer. Reden wollte er darüber nicht, doch das tat Hoffer für ihn. "Jetzt müssen wir einfach jede Woche eine Leistung wie heute abrufen", forderte der Torjäger. "Dann ist sehr viel möglich."

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