Team hält zusammen Fortuna Düsseldorf ist reif für den Aufstieg

Marbella · Vor der Saison wirkten die Zielvorgaben wohltuend besonnen. Es zeugte von einer gewissen Demut, dass sich Fortuna Düsseldorf nach einer enttäuschenden Spielzeit 16/17 die Mission gab, in der 2. Bundesliga unter den besten Sechs zu landen. Nun ist Winterpause. Und alles ist ganz anders.

 2012 stieg am Düsseldorfer Rathausplatz die letzte Aufstiegsfeier der Fortuna.

2012 stieg am Düsseldorfer Rathausplatz die letzte Aufstiegsfeier der Fortuna.

Foto: dpa, Henning Kaiser

Leidensfähigkeit und Ehrgeiz sind bereits erstklassig. Zwar geht die Aussagekraft eines Testspiels meist gegen null. In jedem Fall dann, wenn das Spiel mitten in eine Phase höchster Trainingsbelastung fällt. Als die Fortunen im südspanischen La Linea gegen Borussia Dortmund testeten, da hatten alle schwere Beine. Entscheidend war aber nicht das Ergebnis (0:2). Sondern die Erkenntnis, dass jeder Spieler den Ehrgeiz und die Leidensfähigkeit hatte, die eigene Komfortzone zu verlassen. Wer ganz oben ist und dort bleiben will, muss Biss und Stehvermögen haben. Das gilt in allen Sportarten.

Der Umgang miteinander ist harmonisch. Es gibt Altersunterschiede, und es gibt ziemlich beste Freunde, wie Florian Neuhaus und Anderson Lucoqui. Von Grüppchenbildung ist aber nichts zu sehen. Trotz höchster Belastung hält das Team zusammen. Die Vereinsoberen kommunizieren auf dem Trainingsplatz ebenso miteinander. Vorstandsboss Robert Schäfer hat seit seiner Ankunft kein Training verpasst, Sascha Rösler ist als Ansprechpartner immer zugegen. Und selbst der Abgang einer zentralen Figur fiel weniger ins Gewicht.

Es war Mitte Oktober. Und plötzlich war Fortunas Co-Trainer Peter Hermann weg. Jupp Heynckes holte ihn zum FC Bayern München, prompt rückte bei der Fortuna das Co-Trainer-Duo Thomas Kleine und Axel Bellinghausen nach. Beide leisten offenkundig gute Arbeit. Kleine ist der lautere Typ, Bellinghausen so etwas wie die gute Seele, nahe dran und dennoch respektiert. Und über allen steht der Chef. Friedhelm Funkel ist ein Fußballlehrer, wie ihn sich viele Klubs wünschen. Er kann Spieler formen, Talente entwickeln und hat den nötigen Weitblick.

Nicht einmal der glühendste Anhänger der Rot-Weißen würde behaupten, dass der Kader aus lauter Hochbegabten besteht. Wenn sich die Qualität eines Teams tatsächlich in der Breite messen ließe, dann hätte die Fortuna seitlich noch Platz. "Alle müssen sich verbessern", erklärte Funkel. Zudem wird er einige Asse aus der Hand geben müssen. Talent Florian Neuhaus wird kaum zu halten sein. Die Leihgabe aus Mönchengladbach wird dort im Sommer zurückerwartet. Benito Raman (sechs Tore) hat noch keinen festen Vertrag, die Kontrakte von Torwart Wolf Jean Zimmer und Funkel laufen aus. Will die Fortuna in die Bundesliga, müssten Spieler gebunden und neue verpflichtet werden. Am besten solche mit Ruhe am Ball oder Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Dinge, die in der Hinrunde zuweilen fehlten. Ebenso sollten Aufsichtsrat und Vorstand Ruhe in die Reihen bringen, also offene Positionen besetzen.

Fortuna-Fans singen vor Rathaus-Balkon
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Die Konkurrenz klaut sich gegenseitig Punkte. Viele Teams begegnen sich auf Augenhöhe. In der kommenden Saison hingegen steigen absehbar zwei Schwergewichte aus der Bundesliga ab, die den Wiederaufstieg anpeilen. Fortuna hat keinen Druck - auch nicht von den Fans. Einfacher als diese Saison wird es vorerst aber nicht mehr.

(ball)
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