Coming Out im Fußball Hitzlsperger: "Ein prominenter Spieler reicht nicht"

Düsseldorf · Anfang des Jahres hatte Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger sein Coming-out. Seinem Beispiel ist danach kein aktiver Spieler gefolgt.

Das ist Thomas Hitzlsperger
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Foto: dpa, Marijan Murat

Wann outet sich der erste aktive deutsche Profifußballer als homosexuell? Diese Frage kann Thomas Hitzlsperger nicht mehr hören. "Es ist nicht so, dass wir am Ziel sind, wenn sich der erste aktuelle Nationalspieler outet. Ein prominenter Spieler reicht da nicht", sagte der frühere Nationalspieler bei der Charity-Gala "Spenden für die Vielfalt" in Berlin: "Wichtiger ist, was in der Breite in den kleineren Vereinen passiert."

Mit seinem Coming-out Anfang des Jahres hat Hitzlsperger (32) dafür gesorgt, dass das bisherige Tabu-Thema Homosexualität im Fußball sowohl in der Spitze als auch in der Breite zumindest zeitweise diskutiert wurde. Für ihn selbst habe sich nur wenig verändert, verriet "The Hammer" bei der Gala der Magnus-Hirschfeld-Stiftung: "Ich lebe einen ganz normalen Alltag. Nur ab und zu werde ich daran erinnert, was im Januar passiert ist."

Vier Monate nach seinem Karriereende hatte sich Hitzlsperger als erster prominenter Fußballer öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. "Dass Sie diese Mauer zu Fall gebracht haben", sagte Bundesjustizminister Heiko Maas bei seiner Gastrede, "war weltmeisterlich." Liga-Präsident Reinhard Rauball sprach rückblickend von einem "ganz wichtigen Zeichen", er gab jedoch auch zu bedenken: "Wir müssen uns dem nächsten Schritt zuwenden. Ist es möglich, dass das auch ein aktiver Fußballer tut?"

Er bereite sich seit Hitzlspergers Coming-out für diesen Fall vor, verriet Rauball. Der Präsident von Borussia Dortmund würde dem Spieler raten, im Verein vertrauliche Gespräche mit Trainern, Teamkollegen und Managern zu führen, "damit er frei ist in seiner beruflichen Ausübung", erklärte Rauball: "Das wird in einer intakten Bundesligamannschaft möglich sein."

Normalität im Umgang mit dem Thema - das ist es auch, was sich Wolfgang Niersbach wünscht. Die Aufregung um Hitzlspergers Coming-Out fand der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) "völlig übertrieben". Niersbach sicherte jedem Spieler die Unterstützung des DFB zu, falls dieser einen ähnlichen Weg wie Hitzlsperger gehen wolle: "Das ist kein Lippenbekenntnis. Aber einfordern werden wir es nicht, denn es ist eine höchst persönliche Angelegenheit."

Sein öffentliches Bekenntnis hat Hitzlsperger nicht bereut. "Diese Momente gab es nicht. Der Zeitpunkt war richtig, und auch die Art und Weise auch", sagte der 52-malige Nationalspieler: "Ich habe viele Zuschriften von Menschen bekommen, die sich bedankt haben."

Denn im Breitensport werden Menschen nach wie vor wegen ihrer sexuellen Vorliebe diskriminiert. Auf diese Problematik müsse stärker geachtet werden als auf das nächste Coming-out eines prominenten Spielers, meinte Hitzlsperger: "In der Gesamtheit müssen Vorbehalte und Vorurteile abgebaut werden. Da sind wir einen Schritt weitergekommen, aber es gibt noch Redebedarf."

(sid)
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