Bayer Leverkusen Calhanoglu: "Ich bin kein Söldner"

Kaprun · Der Zugang von Leverkusen arbeitet an seinem Image und träumt vom Titel.

Das ist Hakan Calhanoglu
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Foto: afp, pst/dg

Hakan Calhanoglu grinst im Trainingslager von Bayer 04 Leverkusen in Österreich viel. Auf dem Platz. In der Hotellobby beim lockeren Smalltalk mit Lars Bender. Und beim Gespräch mit den Journalisten. Die vergangenen Wochen als Staatsfeind Nr. 1 in den sozialen Netzwerken Fußball-Deutschlands, als vorverurteilter Söldner der Nation, haben allem Anschein nach keine Spuren beim türkischen Nationalspieler hinterlassen. Der Abschluss des langen Transfergeschachers, an dessen Ende Calhanoglu für 14,5 Millionen Euro vom Hamburger SV an Bayer Leverkusen verkauft wurde, wirkt offensichtlich befreiend.

Das Transfer-Theater hatte mit dem Stück "Calhanoglu" eine besondere Vorstellung zu bieten. Der 20-Jährige reichte zwischenzeitlich eine Krankschreibung ein, blieb dem Training in der Hansestadt fern, hob diese nach dem feststehenden Wechsel wieder auf. Öffentliche Anfeindungen, gerade aus Hamburg, musste er in letzter Zeit reichlich einstecken. "Als ich im Internet geguckt habe, was da geschrieben wurde, musste ich ab und zu mal lachen", sagt Calhanoglu, gibt aber zu, dass es auch geschmerzt hat. "Es war auch für mich nicht einfach. Man hat so viel für den Verein gegeben und wird dann im Internet gemobbt. Aber ich hatte nie ein schlechtes Gewissen und hab die Anfeindungen dann schnell abgeschüttelt."

Das Thema Krankschreibung sei ebenfalls abgehakt. "Wieso soll ich die Fans verstehen, warum verstehen die mich nicht?", sagt Calhanoglu. Er habe schließlich mit dem HSV den Abstieg verhindert. Der elffache Bundesligatorschütze der vergangenen Saison wiederholt noch einmal, dass seine Vertragsverlängerung in Hamburg bis 2018 im Frühjahr 2014 nicht sein Wunsch war. "Das habe ich nicht für mich getan, sondern für jemand anderen, damit er gut dasteht. Leider hat es sich anders entwickelt." Calhanoglu spielt auf Oliver Kreuzer an, der mittlerweile als Sportchef beim Hamburger SV entlassen wurde.

Nun ist Calhanoglu da, wo er unbedingt hin wollte. Für ihn liegen die Prioritäten vorerst auf den Qualifikationsspielen zur Champions League, der Eliteklasse, in der er sich in den kommenden Jahren beweisen möchte. Der gebürtige Mannheimer hat mit Bayer aber mehr vor: "Ich hoffe, mit Leverkusen mal Meister zu werden." Dass einige Fans der Werkself im Internet die Befürchtung äußern, dass der begnadete Rechtsfuß - sollte es nicht nach Wunsch verlaufen - schnell wieder das Weite suchen könnte, beunruhigt Calhanoglu nicht. Er beschwichtigt: "Mein Ziel ist es, bei Leverkusen langfristig zu bleiben. In der Bundesliga mal zwei, drei Jahre zu spielen." Sein Arbeitspapier in Leverkusen ist bis 2019 gültig.

Negative Schwingungen seitens der Bayer-Anhänger hat Calhanoglu bisher nicht mitbekommen: "Ich hatte beim ersten Testspiel nicht den Eindruck, dass es Probleme geben könnte." Bayer-Geschäftsführer Michael Schade geht das Thema ebenfalls entspannt an: "Fans sind nicht rational, sondern emotional - von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Sobald Hakan den ersten Freistoß in den Winkel haut, reißen sie bei uns die Nordkurve vor Freude ab."

(RP)
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