Entscheidung offenbar gefallen Prokop wird neuer Handball-Bundestrainer

Christian Prokop wird als Nachfolger von Dagur Sigurdsson neuer Handball-Bundestrainer. Sein Amt beim Bundesligisten SC DHfK Leipzig übernimmt in Personalunion Frauen-Bundestrainer Michael Biegler. Das alles geht nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne.

Das ist Christian Prokop
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Foto: dpa, frg nic

Zwei Tage nach dem bitteren WM-Aus der "Bad Boys" ist die Bundestrainerfrage geklärt - doch von Ruhe und Ordnung im deutschen Handball kann keine Rede sein. Christian Prokop wird Nachfolger von Dagur Sigurdsson, im Grundsatz sind sich nach SID-Informationen alle Parteien einig. Die Personalie birgt jedoch nach wie vor großes Konfliktpotenzial, weil sie ein heikles Stühlerücken in Gang setzt.

Prokop übernimmt nach SID-Informationen am 1. April das höchste Traineramt im deutschen Handball und bleibt in Personalunion noch bis zum 30. Juni Coach des Bundesligisten SC DHfK Leipzig. Fakt ist außerdem: Michael Biegler, der die deutschen Frauen bei der Heim-WM im Dezember als Bundestrainer mindestens ins Halbfinale führen soll, übernimmt am 1. Juli in Personalunion Prokops Job in Leipzig. Fakt ist allerdings ebenfalls: So ganz ohne Nebengeräusche gehen die Personalrochaden im größten Handballverband der Welt nicht über die Bühne.

Hinter den Kulissen ist es nach SID-Informationen nicht etwa DHB-Vizepräsident Bob Hanning, der die Inhalte diktiert, sondern Karsten Günther, der Geschäftsführer des SC DHfK Leipzig. Günther hat seinem Trainer Prokop bislang die offizielle Freigabe verweigert, obwohl der DHB für seinen Wunschkandidaten angeblich eine halbe Million Euro nach Sachsen überweist - für den Handball hierzulande eine beachtliche Summe.

Angeblich stimmen aber noch nicht alle Rahmenbedingungen, die Leipzig mit Bieglers Engagement verbindet: Der Schwerpunkt seiner Arbeit soll demnach auf den Männern liegen, nicht auf den Frauen - was sich nicht unbedingt mit den Vorstellungen des DHB deckt.

Biegler nur bis zur EM Frauen-Bundestrainer

Überhaupt Biegler: Der Rheinländer galt nicht wenigen Experten als geeigneter Nachfolger für Sigurdsson, auch die Position als Sportdirektor des DHB schien für Biegler denkbar, doch dieser, so heißt es, habe sich eine langfristige Zusammenarbeit mit Bob Hanning nie vorstellen können. Wohl auch deshalb ist Bieglers Vertrag als Bundestrainer der deutschen Frauen nur auf das Projekt WM 2017 ausgerichtet - danach ist unwiderruflich Schluss. Und dabei hat die lange Zeit im internationalen Niemandsland dümpelnde Frauen-Mannschaft seit dem Amtsantritt des knorrigen Biegler an Reputation und Leistung signifikant zugelegt.

Christian Prokop kann das egal sein, schon seit einigen Wochen gilt der 38-Jährige als Sigurdssons designierter Nachfolger. "Der DHfK wird Christian Prokop nicht die Zukunft verbauen", wird Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar, Aufsichtsratsmitglied in Leipzig, in der Sport Bild zitiert. Und Michael Biegler sei "einer der besten Trainer, die ich kenne. Er würde ideal nach Leipzig passen, das hat er ja schon bewiesen, als er uns 2013 in sechs Spielen in der 2. Liga vor dem Abstieg gerettet hat."

Der DHB wollte die Personalrochaden am Dienstag zunächst weder bestätigen noch dementieren. Sowohl Bob Hanning als auch DHB-Präsident Andreas Michelmann verweigerten jegliche Stellungnahme und verwiesen auf laufende Gespräche. "Wenn es etwas zu verkünden gibt, werden wir das auch tun", sagte Hanning dem SID. Und auch in Leipzig wird vorläufig weiter gemauert. "Es gibt keinen neuen Stand", sagte Günther dem SID: "Wir haben uns darauf geeinigt, ein Ergebnis zu kommunizieren. Es gibt aber noch kein Ergebnis. Es macht deshalb keinen Sinn, Wasserstandsmeldungen abzugeben."

(sid/dpa)
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