Fecht-WM in Budapest Deutschland muss den Spagat schaffen

Budapest · Die deutschen Fechter befinden sich im Jahr eins nach Olympia weiter im Umbruch. Die einstige Vorzeigesportart muss junge Athleten an die Weltspitze führen und gleichzeitig Medaillen gewinnen.

Olympia 2012: Limbach scheitert auf der Planche
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Olympia 2012: Limbach scheitert auf der Planche

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Neue Hoffnungsträger dringend gesucht: Wenn die deutschen Fechter ab Montag bei der WM in Budapest (5. bis 12. August) auf die Planche treten, geht es längst nicht nur um Titel und Medaillen, sondern vielmehr um eine Weichenstellung für die Zukunft. Denn auf seine Stars um Peking-Olympiasiegerin Britta Heidemann und den viermaligen Einzelweltmeister Peter Joppich kann sich der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) bei Großereignissen zwar meist verlassen, doch leistungsstarker Nachwuchs ist nicht in Sicht.

"Wir befinden uns derzeit in einem Spagat", sagte DFeB-Sportdirektor Sven Ressel dem SID. Der Verband muss junge Sportler entwickeln und gleichzeitig bei Großereignissen Medaillen gewinnen. "Bei der EM in Zagreb hat es funktioniert, das kann sich aber auch ganz schnell umdrehen", sagte Ressel weiter. Auch deshalb heißt die Zielsetzung: "Zwei Medaillen."

Bundesweite Nachwuchssorgen

Immerhin: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) habe, so Ressel, das gute Abschneiden bei der EM nach den eher enttäuschenden Spielen in London (1xSilber, 1xBronze) wohlwollend zur Kenntnis genommen. Drei Goldmedaillen und einmal Bronze gab es für die Fechter in Zagreb. Einziger Wermutstropfen: Wieder einmal sorgten die Arrivierten für die Erfolge. Das Ziel, die mit Blick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro dringend benötigten Nachwuchskräfte an die Spitze heranzuführen, wurde dagegen noch nicht erreicht.

"Wir haben bundesweit Nachwuchssorgen", sagte Degenfechterin Imke Duplitzer der Mitteldeutschen Zeitung. Die 38-Jährige wechselte vor wenigen Tagen von Bonn nach Halle/Saale - auch, um dort etwas für die Entwicklung junger Fechter zu tun: "Ich glaube, dass ich ein Händchen dafür habe, Kinder und Jugendliche zu begeistern."

Noch ruhen die deutschen Hoffnungen aber auf den Etablierten. Neben Duplitzer auf der Olympia-Zweiten Heidemann (Leverkusen), den Europameistern Peter Joppich (Florett/Koblenz) und Jörg Fiedler (Degen/Leipzig) sowie den Säbelfechtern um den ehemaligen Weltmeister Nicolas Limbach (Dormagen). Wieder einmal sollen sie für die Medaillen sorgen.

Heidemann startet nur im Einzel

"Es macht mir immer Freude, an Höhepunkten teilzunehmen und auf der großen Bühne aufzutreten", sagte die Weltranglistenachte Heidemann. Ein Jahr nach den nervenaufreibenden Spielen in London wird sie allerdings nur im Einzel auf die Planche gehen. "Ich bin körperlich und fechterisch wieder auf einem sehr guten Stand." Zumal die 30-Jährige in Budapest keine negative Überraschung erwarten muss wie bei der letzten WM vor zwei Jahren in Catania. Damals schied sie völlig überraschend in der Qualifikation aus. Diesmal ist sie aufgrund ihrer Weltranglistenposition von der Vorrunde befreit.

Das gilt auch für Limbach. Obwohl sich der Titelträger von 2009 nach Olympia weitestgehend auf sein Studium konzentrierte und auch die EM nicht in Angriff nahm, ist er aufgrund seiner vergangenen Ergebnisse noch unter den Top Ten. "Es tat auch mal gut, an was anderes zu denken", sagte der 27-Jährige, der als Topfavorit nach London gefahren war, dort aber als Fünfter ohne Edelmetall blieb. Ganz im Gegensatz zu seinen Auftritten bei Weltmeisterschaften: Bei den letzten vier Welttitelkämpfen gewann er immer eine Einzelmedaille.

(sid)
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