Leverkusen Bayer-Gewinn steigt um fast 20 Prozent

Leverkusen · Der starke Euro erschwert zwar das Geschäft, doch wichtige Medikamente laufen exzellent. Die Tiermedizin wackelt.

Bayer verkündete gestern drei wichtige Trends: Weil der Euro gegenüber bedeutsamen Vergleichswährungen an Wert gewinnt, wird der in Euro berechnete Konzernumsatz dieses Jahr weniger stark steigen als bisher prognostiziert. Der Gewinn im abgelaufenen Halbjahr sprang auch wegen des Erfolges einiger wichtiger Medikamente um 18 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Und Vorstandschef Marijn Dekkers deutete an, dass der Konzern einen Verkauf für den traditionsreichen Bereich Tiermedizin prüfe.

Es sei zu fragen, ob das eigene Tierarznei-Geschäft noch mithalten könne, sagte Dekkers. Die Tierarzneisparte Zoetis des US-Pharmakonzerns Pfizer wurde an die Börse gebracht, der Tiermedizin-Bereich von Novartis wird an den Wettbewerber Eli Lilly verkauft. "Und das lässt uns vor allem auf die Frage blicken, bis zu welchem Grad kritische Größe wichtig für die Tiermedizin ist", sagte Dekkers. Das bedeutet: Die Tiermedizin-Sparte ist möglicherweise zu klein, um allein zu überleben. Das lässt die Option offen, den Bereich ebenso wie die für rezeptfreie Arzneimittel durch Zukäufe zu vergrößern, oder sie eben abzugeben.

Die Börse war mit Dekkers Aussagen zufrieden. Obwohl der Dax insgesamt absackte, stieg die Bayer-Aktie um knapp ein Prozent. Jetzt sind die Leverkusener hinter VW das zweitwertvollste Unternehmen Deutschlands mit einem Wert von 82,4 Milliarden Euro.

Die guten Zahlen sind Basis für diese Bewertung. Dekkers sprach von einer "sehr erfreulichen" Entwicklung der Life-Science-Bereiche. Diese Geschäfte umfassen die Kernsparten Gesundheit und Agrarwirtschaft. Als Perle des Konzerns gilt dabei das Pharmageschäft. Im zweiten Quartal legten die Umsätze - bereinigt um Währungseffekte sowie Ver- und Zukäufe - dort um zehn Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zu. Rund ein Viertel entfiel auf jene neuen Präparate, von denen sich Dekkers bald Milliarden-Umsätze verspricht. Darunter sticht der Gerinnungshemmer Xarelto hervor, dessen Erlöse sich im zweiten Quartal um fast 80 Prozent erhöhten.

Im juristischen Streit in den USA um Gesundheitsrisiken der Antibaby-Pillen Yaz und Yasmin sind die Vergleichskosten für Bayer in den vergangenen Monaten auf 1,8 Milliarden Dollar gestiegen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort