Frankfurt Börse: Experten warnen vor Rückschlag

Frankfurt · Der Dax ist in dieser Woche nahe an die 13.000-Punkte-Marke herangerückt. Während Optimisten ihre Zuversicht mit steigenden Dividenden und höheren Firmenerwartungen begründen, sehen Skeptiker eher Gewinnmitnahmen.

Den einen wird es unheimlich, die anderen versprühen weitere Zuversicht. Acht Jahre dauert der Aufschwung beim Deutschen Aktienindex jetzt an - im Rückblick ohne größere Korrekturen. Am Mittwoch hat es beim Deutschen Aktienindex (Dax) im Tagesverlauf mit 12.921 Punkten ein neues Allzeithoch am deutschen Aktienmarkt gegeben. Und obwohl es seither wieder ein bisschen abwärts gegangen ist, verweisen Optimisten auf gute Stimmungsindikatoren, auf steigende Dividenden und vor allem auf die erhöhten Gewinnerwartungen der Unternehmen - und raten dazu, weiter auf Aktien zu setzen. Pessimisten, die sich wohl eher als Realisten bezeichnen würden, sagen, all dies seien gute Gründe, jetzt Gewinne mitzunehmen.

Wie auch immer. Ausgangspunkt der jetzt schon lange laufenden Aktienhausse war der 30. März 2009. Bei 3989 Punkten stand da der Dax. Jetzt sind es über 200 Prozent mehr als damals. Der Dax ist also im Schnitt jährlich um ein Viertel gestiegen.

Ja, es gab Einbrüche, etwa im Sommer 2011, als das Barometer von 7100 auf rund 5500 Punkte abrutschte, oder zwischen April 2015 und Februar 2016, als der Dax ein Viertel seines Wertes einbüßte und auf knapp 9000 Zähler sackte. Die Steilkurven nach unten sieht man noch im zehnjährigen Verlauf. Aber sie stören den Trend nicht. Und der zeigt nach oben. Die Frage ist nur: wie lange noch? Und wie weit könnten mögliche Gewinnmitnahmen den Dax nach unten ziehen?

Markus Reinwand, der Aktienstratege der Helaba, der schon seit Monaten mit der Warnung vor Gewinnmitnahmen durch die Lande zieht, sieht den Dax Ende des Jahres nur noch bei 12.000 Punkten und im Frühjahr 2018 bei 12.500 Zählern. Bislang sei eine Korrektur an den Aktienmärkten zwar ausgeblieben, aber: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben". Hohe Bewertung und "extreme Gelassenheit" der Anleger sprächen weiter für Kursrückschläge.

Anders Michael Bissinger von der DZ Bank. Er sagt, es spreche wenig für einen abrupten Stimmungswandel, und ist überzeugt: "Trotz der inzwischen hohen Bewertung sollte das zweistellige Gewinnwachstum der Unternehmen die Aktienmärkte weiter nach oben tragen." Völlig irreal wirken seine Kurserwartungen nicht. Der Dax werde Ende des Jahres bei 13.000 Punkten stehen, Ende März bei 13.200 Punkten. Vorsichtig positiv ist auch Ulrike Jäger eingestellt, die Leiterin der Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim: "Die Unternehmensgewinne profitieren von dem freundlichen makroökonomischen Umfeld." Ein Argument für ihren Rat, die Aktienquote im Depot zu erhöhen. Sie sagt aber auch: "Die stark gestiegenen Erwartungen erhöhen zugleich das Enttäuschungspotenzial."

Von Korrekturen und Konsolidierung spricht auch Robert Halver, der Aktienstratege der Baader Bank. Er würde sich gar über eine Korrektur freuen, sagt er, damit die Ängste davor aus dem Markt verschwänden. Aber einen Crash werde es nicht geben. Ein Grund: Es gebe keine Anlage-Alternative, vor allem auf dem Anleihemarkt mit seinen niedrigen bis negativen Zinsen nicht: "Der Weltspartag wird auch dieses Jahr ein Volkstrauertag werden", sagt Halver voraus.

Wer selbst ein Urteil fällen will, kann sich diese Maßzahlen anschauen: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei den 30 Dax-Aktien im Schnitt zwischen 13 und 14. Aktien müssen also mit dem knapp 14-fachen Jahresgewinn pro Aktie bezahlt werden. Das ist etwas mehr als der langjährige Durchschnitt. Die Dividendenrendite, also die zuletzt ausgeschüttete Dividende in Prozent des aktuellen Kurses, liegt mit 2,7 Prozent etwa einen Prozentpunkt unter dem langjährigen Durchschnitt. Aktien sind also alles andere als billig.

(RP)
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