Frankfurt Erneute Durchsuchung bei Deutscher Bank

Frankfurt · Auch ein Privathaus war Ziel der Fahnder. Es geht um den Verdacht des Prozessbetruges im Fall Kirch.

Der Rechtsstreit mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch lässt die Deutsche Bank nicht zur Ruhe kommen: Schon wieder hat die Staatsanwaltschaft die Zwillingstürme des Geldhauses in Frankfurt durchsucht. Erst am vergangenen Dienstag hatte sie die Räume von zwei Anwaltskanzleien durchsucht, die die Bank in dem Prozess beraten hatte, ebenso die Wohnung eines Beschuldigten in Hessen. Gegen Mitarbeiter der Kanzleien als auch gegen weitere Beschäftigte der Bank sei ein Verfahren eingeleitet worden, hieß es von den Strafverfolgern. Sowohl die Deutsche Bank als auch die Münchner Staatsanwaltschaft bestätigten die gestrige Razzia in der Konzernzentrale der Bank.

Die Strafverfolger ermitteln nun gegen weitere Mitarbeiter des Instituts. Damit weitet sich der Kreis der Beschuldigten immer weiter aus. Wegen angeblicher Falschaussagen im Kirch-Prozess läuft schon seit 2011 ein Ermittlungsverfahren. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft der früheren Führungsriege des Geldhauses vor, vor Gericht nicht die Wahrheit gesagt zu haben, um sich gegen die Schadenersatzforderungen der Kirch-Familie zu wehren. Das aber hatte Jürgen Fitschen stets bestritten: "Ich habe weder belogen noch betrogen", sagte er zuletzt Ende Januar.

Weil er sich unschuldig fühlt, hat er wohl auch das Angebot der Anklagebehörde nicht angenommen, das Ermittlungsverfahren gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen. Offenbar wirft die Staatsanwaltschaft Fitschen nur vor, seine Aufsichtspflichten verletzt zu haben, weil er Aussagen früherer Vorstände nicht entgegengetreten sei. Das wäre nur eine Ordnungswidrigkeit. Es könnte neben der Sorge um seine Reputation noch einen weiteren Grund haben, warum Fitschen das Bußgeld nicht zahlen will: Die Finanzaufsicht Bafin könnte dann womöglich seine Eignung als Vorstand anzweifeln. Deshalb möchte Fitschen wohl einen vollständigen Freispruch erreichen.

Wegen Falschaussage wird dagegen gegen die früheren Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann und Rolf-Ernst Breuer ermittelt.

Unterdessen wurde bekannt, dass der ehemalige Risikomanager der Bank, William Broeksmit, vor seinem Selbstmord Abschiedsbriefe hinterlassen hat. Das ist das Ergebnis der offiziellen Untersuchung der Todesumstände des 58-Jährigen, der im Januar erhängt in seiner Londoner Wohnung aufgefunden worden war. Broeksmit galt als Vertrauter von Bank-Co-Chef Anshu Jain. Ermittlerin Fiona Wilcox sagte gestern bei Vorstellung des Abschlussberichtes, aus den Briefen gehe eine "klare Selbstmordabsicht" hervor. Laut ärztlichen Dokumenten soll Broeksmit 2013, "sehr ängstlich" gewesen sein, weil Behörden in Bereichen ermittelten, in denen er tätig war. Von Angstzuständen ist die Rede. Die Deutsche Bank betonte: "Bill Broeksmit stand unter keinerlei Verdacht eines Fehlverhaltens."

(RP)
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