Börse Euro-Kurs rauscht nach EZB-Ankündigung in die Tiefe

Frankfurt/Main · EZB-Chef Mario Draghi hat die deutschen Aktienmärkte am Donnerstag auf Rekordstände katapultiert. Dax und MDax gingen mit historischen Höhenflügen aus dem Handel. Der Euro verliert angesichts der anstehenden Geldschwemme an Wert.

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Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre Geldschleusen noch weiter öffnen. Dabei habe sie die bereits hohen Markterwartungen nicht enttäuscht, sagten Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Mit milliardenschweren Anleihenkäufen soll nun die Krise im Euroraum bekämpft werden.

Der Dax reagierte auf die EZB-Entscheidung mit einem Rekord von zwischenzeitlich 10 454 Punkten. Der Index der 30 wichtigsten deutschen Aktienwerte ging mit plus 1,32 Prozent bei 10 435,62 Zählern auch auf einem historischen Schlusshoch aus dem Handel.

Der MDax sprang erstmals über 18 000 Punkte. Das Barometer des deutschen Mittelstands schloss 1,51 Prozent höher bei 18 294,34 Punkten. Der TecDax gewann 0,47 Prozent auf 1458,55 Punkte. Der Technologie-Auswahlindex schloss so hoch wie zuletzt im Juni 2001.

Das billige Notenbank-Geld und die Hoffnungen auf eine Konjunkturbelebung trieben die Börsen auf Rekorde, sagte ein Händler. Der gleichzeitig fallende Euro wirke positiv auf die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Zudem ließen die weiter sinkenden Renditen den Rentenmarkt für Investoren noch unattraktiver im Vergleich zu Aktien erscheinen.

Im Dax zählten nach der EZB-Ankündigung Bankenaktien zu den Favoriten. Die Papiere der Commerzbank verteuerten sich um 2,74 Prozent, Titel der Deutschen Bank zogen um 2,68 Prozent an. Die EZB dürfte vor allen den Banken die Anleihen abkaufen.

Tagesgewinner waren aber die Papiere des Chemiekonzerns Lanxess mit einem Plus von fast vier Prozent. Autowerte wie BMW oder der Zulieferer Continental gewannen über drei Prozent. Sie profitierten laut Händlern von der Hoffnung auf eine Belebung des Konsums.

Kursverluste von etwas mehr als einem Prozent mussten dagegen am Dax-Ende die Papiere von FMC und der Konzernmutter Fresenius hinnehmen. Beide Titel werden von Börsianern als "defensive Aktien" eingestuft, die in Zeiten steigender Kurse oft links liegen gelassen werden. Sogenannte defensive Unternehmen erwirtschaften ihre Erträge recht unabhängig von der Wirtschaftsentwicklung.

Zudem richteten sich die Blicke nach einer Übernahmeofferte auf den früher unter Gildemeister firmierenden Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori Seiki. Dessen Aktien schossen an der MDax-Spitze um 12,62 Prozent auf 28,82 Euro hoch.

Der EuroStoxx-50-Index sprang um 1,62 Prozent auf 3322,65 Punkte und damit den höchsten Schlussstand seit September 2008. Die Leitindizes in Paris und London verzeichneten ebenfalls Gewinne. An der Wall Street legte der Dow Jones Industrial um ein halbes Prozent zu.

Der Euro-Kurs rauschte nach der Ankündigung der gewaltigen Geldschwemme in die Tiefe. Er lag zuletzt bei 1,1414 US-Dollar. Zuvor hatte die EZB den Referenzkurs auf 1,1618 (Mittwoch: 1,1593) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete 0,8607 (0,8626) Euro.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,39 Prozent am Vortag auf 0,44 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent auf 139,87 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,66 Prozent auf 157,73 Punkte.

(dpa)
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