Düsseldorf Kaffeeanbieter setzen auf Mehrweg

Düsseldorf · Der Kampf gegen die umstrittenen Einweg-Kaffeebecher ist in vollem Gange. Auch der Bundestag setzt ein Zeichen.

"To go" - zwei kurze englische Wörter haben im vergangenen Jahrzehnt die Welt erobert. Global-Player wie Starbucks und McDonald's haben im Kaffeemarkt für unterwegs schon vor langer Zeit ein attraktives Geschäftsmodell für sich entdeckt. Doch der Siegeszug des englischen Slogans wird zunehmend zum Problem. Nach Angaben der Verbraucherzentralen NRW produzierten die Deutschen allein im vergangenen Jahr 106.000 Tonnen nicht-recycelbaren Müll durch den Verbrauch von mit Plastik beschichteten Einwegbechern für Heißgetränke. Die Wegschmeiß-Behälter haben damit sogar die unbeliebten Plastiktüten überholt, von denen rund 95.000 Tonnen im Müll landeten.

Im Bewusstsein der Deutschen ist das Problem bereits angekommen. Das zeigen Vorab-Ergebnisse einer repräsentativen Studie zum Kaffeegenuss, die die Tankstellen-Kette Aral gestern vorstellte. Demnach gaben fast 70 Prozent der Deutschen an, dass sie beim Kaffeekauf "wahrscheinlich" Mehrzweckangebote nutzen würden, sollten sie ihnen angeboten werden.

Es sind Zahlen, die aufhorchen lassen. Erste Unternehmen haben den Trend bereits erkannt und darauf reagiert. So bieten unter anderem Tchibo, Mc Donald's und Starbucks ihren Kunden seit einiger Zeit Preisnachlässe an, wenn sie sich den Kaffee in Mehrwegbecher füllen lassen. Gestern schloss sich auch Aral - nach eigenen Angaben mit 85.000 verkauften Kaffeespezialitäten pro Tag der größte "to go"-Anbieter in Deutschland - der Bewegung gegen die Einwegbecher an.

Mit der Bundestagsverwaltung hat der Kampf gegen die Müllberge gestern zudem prominente Unterstützung gewonnen. In einer Mitteilung hieß es, der Betreiber der Gastronomie in den Berliner Bürogebäuden habe sich "grundsätzlich zum Verzicht auf Einweg-Pappbecher" bereiterklärt. Nach "ersten Überlegungen" könne ein Mehrwegbecher-Pfandsystem für Kaffee zum Mitnehmen eingeführt werden, die konkrete Umsetzung werde derzeit geprüft.

Die Grünen hatten Bundestagspräsident Norbert Lammert die Änderung schon im November vorgeschlagen. Peter Meiwald, der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, sagte damals: "Bei Kaffee 'to go' sollten die gewählten Volksvertreter mit gutem Beispiel vorangehen und ihren Beitrag zur Müllvermeidung leisten."

Umweltschützer begrüßen dieses Umdenken. "Das ist ein schönes Signal, das uns da aus Berlin erreicht", sagt Katharina Istel, Expertin für Nachhaltigkeit beim Naturschutzbund Deutschland. "Es sind grundsätzliche Änderungen im Verbraucherverhalten nötig. Und der Bundestag hat eine Vorbildfunktion". Das eigentliche Problem sei jedoch, dass das Betreiben eines Mehrzweck-Systems für alle Beteiligten teurer sei als die Papp-Becher. "Und solange das so bleibt, werden sich viele Unternehmen zurückhalten, etwas an den Strukturen zu ändern."

(th)
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