Ratgeber So viel Zinsen bringt Tagesgeld

Düsseldorf · Es sind turbulente Zeiten für Sparer. Noch vor einem halben Jahr konnten sie sich über steigende Zinsen bei Tagesgeld freuen. Denn die Wirtschaft lief gut, und die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte ihren Leitzins zweimal – auf insgesamt 1,5 Prozent – und läutete damit die Zinswende am Kapitalmarkt ein. Die Zinsen für Tages- und Festgeld schossen nach oben, der Kampf der Banken um das Ersparte der Bürger hatte begonnen.

Zehn Jahre Euro - Erinnerungen an den Start der Einheitswährung
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Es sind turbulente Zeiten für Sparer. Noch vor einem halben Jahr konnten sie sich über steigende Zinsen bei Tagesgeld freuen. Denn die Wirtschaft lief gut, und die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte ihren Leitzins zweimal — auf insgesamt 1,5 Prozent — und läutete damit die Zinswende am Kapitalmarkt ein. Die Zinsen für Tages- und Festgeld schossen nach oben, der Kampf der Banken um das Ersparte der Bürger hatte begonnen.

Doch die Schuldenkrise zwingt die Wirtschaft in die Knie und die EZB zu einer Kehrtwende: Im Dezember erreichte der Leitzins wieder seinen historischen Tiefstand von einem Prozent. Was passiert nun mit den Tagesgeldzinsen?

"In der Tendenz werden die Zinsen für Tagesgeld wieder sinken", sagt Marcus Preu vom Finanzportal biallo.de. Aktuell weist der Biallo-Tagesgeld-Index einen Wert von 1,31 Prozent aus. Die besten Angebote liegen laut Preu derzeit aber zwischen 2,75 und 3,0 Prozent.

Max Herbst von der FMH-Finanzberatung erwartet, dass sie dort auch noch eine Weile verharren. "An den Tagesgeldzinsen würde sich auch nach einer Zinssenkung der EZB wenig ändern, denn die Banken brauchen dringend das Geld ihrer Kunden", sagt Herbst, "deshalb locken sie sie weiter mit hohen Zinsen." Die Strategie dahinter: Die Banken wollen in ihrem Portfolio die schlechten Papiere (etwa Staatsanleihen von strauchelnden Euro-Ländern) ab- und sichere Anlagen (etwa Kundeneinlagen) aufbauen. "Sie wollen reinen Tisch machen, um ihr Ranking zu sichern", sagt Herbst.

Sparkassen und Volksbanken müssen laut Herbst ihre Bücher hingegen nicht säubern, weil sie traditionsgemäß keine riskanten Papiere besitzen. "Deshalb bleiben bei diesen Instituten auch die Zinsen unten", erklärt Herbst. Tatsächlich lägen sie häufig deutlich unter der Inflationsrate, so dass der Kunde faktisch Geld verliere. "Geldvernichtung", nennt das biallo-de-ExpertePreu. In der Krise halten zwar viele Anleger ihr Geld zusammen, getreu dem Grundsatz "Wenige Zinsen, geringes Risiko". Doch: "Das ganze Zusammenhalten bringt nichts, wenn das Geld jeden Tag an Wert verliert", sagt Herbst.

Wer sein Vermögen also noch auf einem Sparbuch mit sehr niedrigen Zinsen (häufig sind es nur 0,5 Prozent) geparkt habe, solle diese Gelder rasch umschichten in ein hoch verzinstes Tages- oder Festgeld, rät Preu. Denn wer einen Teil seiner Rücklagen als Festgeld anlege, könne bei einer Laufzeit von drei Jahren derzeit mit vier Prozent Zinsen kalkulieren. "Und das Geld, das man als Rücklage hat, sollte man in Tagesgeld stecken", empfiehlt Preu.

Grundsätzlich haben Tagesgeld-Konten den Vorteil, dass der Anleger täglich über sein Geld verfügen kann. Zudem gibt es keine Kündigungsfrist. Der Zins ist variabel, das heißt, dass er mit dem aktuellen Zinsniveau schwankt — also auch sinken kann. Allerdings garantieren einige Banken auch einen festen Zins für mehrere Monate, bevor er auf ein anderes Niveau fällt. So werden Neukunden angelockt, die dann häufig höhere Zinsen bekommen als Altkunden (siehe Grafik).

"Trotz des Schwankungsrisikos bleibt Tagesgeld eine gute Anlagemöglichkeit in der Krise", sagt Preu. Allerdings sollten Anleger unbedingt die Einlagensicherungsgrenzen beachten und sich vor einer Anlageentscheidung gründlich informieren, wie stabil die jeweilige Bank ist.

(RP/chk)
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