Düsseldorf Real-Märkte kämpfen um ihre Zukunft

Düsseldorf · Die Verhandlungsführer der SB-Warenhauskette haben einen Entwurf für einen Tarifvertrag vorgelegt - mit deutlichen Einbußen für neue Mitarbeiter. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert den Entwurf scharf. Am 6. März wird weiter verhandelt.

Mitte Januar hat die Gewerkschaft Verdi die Führung des SB-Warenhauskonzerns Real und dessen Muttergesellschaft Metro scharf attackiert. Das Management lasse bei den Verhandlungen über eine zukunftsfähige Gehaltsstruktur nutzlos Zeit verstreichen, ein Gesamtkonzept für die Zukunft der Real-Märkte sei nicht mehr erkennbar, einem Teil der Beschäftigten drohe Altersarmut, wenn die Metro-Forderungen nach einer Senkung der Lohnkosten erfüllt würden.

Das ist die Sicht der Gewerkschaft. Aus Real-Perspektive sieht das alles anders aus. Das Unternehmen sieht gewaltige Personalkosten-Nachteile gegenüber Wettbewerbern. Die Verhandlungsführer haben Verdi gestern einen Entwurf für einen Tarifvertrag vorgelegt und betonen, dass der "nur" für neu einzustellende Mitarbeiter gelten solle. An der Bezahlung der Bestandskräfte werde nicht gerüttelt. Für neue Beschäftigte sollen ab 1. April sieben Entgeltgruppen mit Gehältern zwischen 1630 und 3300 Euro brutto gelten - von Mitarbeitern bei der Leergut-Annahme und Küchenhilfen bis hin zu Abteilungsleitern in Verwaltung, Gastronomie und Disposition.

Verglichen mit den Bestandskräften beispielsweise in NRW, würde dies einen deutlichen Gehaltsnachteil bedeuten. Ein bundesweiter Vergleich ist nicht möglich, da in einzelnen Bundesländern unterschiedlich bezahlt wird. Aber eine gravierende Gehaltslücke würde überall bleiben. In den ersten sechs Monaten soll für Neuzugänge zudem ein Abschlag von 15 Prozent auf das angebotene Gehalt gelten (ausgenommen ist die unterste Gehaltsgruppe). Wie im Zukunftstarifvertrag vereinbart, sollten die Gehälter der Mitarbeiter, die bereits bei Real beschäftigt seien, in zwei Stufen im März und im Oktober "auf das aktuelle Entgeltniveau angehoben" werden, teilte Real mit.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 6. März angesetzt. Doch schon jetzt zeichnet sich neuer Streit ab. Verdi reagierte gestern scharf auf das Real-Angebot. Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger sprach von einem "Versuch, die Beschäftigten für die Managementfehler zahlen zu lassen". Verdi-Verhandlungsführerin Silke Zimmer warf der Real-Geschäftsführung vor, sie wolle "offensichtlich keine Einigung, sondern sucht eine Begründung, um aus dem bestehenden Zukunftstarifvertrag auszusteigen". Auch wenn der Entwurf eine Besitzstandswahrung für die zurzeit Beschäftigten beinhalte, sollten die Gehälter dauerhaft um bis zu 30 Prozent sinken. "Geplante Altersarmut für die Real-Beschäftigten ist das Gegenteil von Wertschätzung", so Zimmer. Bis Ostern haben sich die Parteien Zeit gegeben, eine Lösung zu finden. Real strebt an, dass der Entgelttarifvertrag am 1. April in Kraft tritt.

Bei Real kommt das Handelsgeschäft in den Niederlassungen nicht recht voran. Im ersten Quartal (Oktober bis Dezember 2017) des Geschäftsjahres 2017/18 sank der Umsatz um ein halbes Prozent. Flächenbereinigt (also nach Abzug der Standorte, die geschlossen wurden) kam auch nur Nullwachstum heraus. Beim Gewinn vor Steuern (Ebitda) hat sich das Unternehmen im letzten Quartal des Kalenderjahres 2017 zwar deutlich verbessert (siehe nebenstehende Info), aber das ist auch der Tatsache geschuldet, dass im Vorjahr noch Restrukturierungskosten von rund 53 Millionen Euro angefallen waren, die Real diesmal nicht ausweist.

(RP)
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