München/Düsseldorf Telefónica attackiert Vodafone

München/Düsseldorf · Der drittgrößte deutsche Mobilfunker warnt vor Machtkonzentration im Festnetz.

Die Telekom erhält Schützenhilfe bei ihrer scharfen Kritik am Plan von Vodafone, den Kölner Kabelnetzbetreiber Unitymedia erwerben zu wollen. "Dann hätten wir beim Angebot von Inhalten für Kabel-TV ein Monopol in Deutschland und ein Duopol bei Online-Zugängen", sagte gestern Markus Haas, Vorstandsvorsitzender von Telefónica Deutschland (O2). Er sagt voraus, dass die Kartellbehörden eine solche Übernahme genau inspizieren würden. Telefónica Deutschland ist gemessen am Umsatz der drittgrößte Mobilfunk-anbieter Deutschlands.

Mit seiner Kritik zielt Haas auf drei Vorgänge: Weil Vodafone seit der Übernahme von Kabel-Deutschland sowieso schon den größten Kabel-TV-Anbieter des Landes kontrolliert, gäbe es nach einem Kauf von Unitymedia nur noch einen ernstzunehmenden Kabel-TV-Partner für die Wohnungsbauunternehmen. Branchenkenner befürchten, dass der neue Gesamtkonzern den Zugang in die Netze für TV-Sender erschweren könnte - kürzlich einigten sich Vodafone/Kabel-Deutschland sowie Unitymedia erst nach viel Streit mit der ARD darüber, zu welchen Bedingungen deren Programme künftig eingespeist werden. Außerdem fürchtet Telefónica-Chef Haas, dass der neue Gigant die Konkurrenten bei schnellen Online-Zugängen ausbremst: Der Ex-Monopolist Telekom wird vom Regulierer gezwungen, sein Netz allen Wettbewerbern zu öffnen. Die Kabelnetz-Betreiber haben zwar in vielen Städten ein faktisches Monopol für sehr schnelle Online-Zugänge mit bis zu 400 Megabit/Sekunde - aber ihre Netze öffnen sie bislang nicht.

Vodafone erklärt derweil, ein Kauf von Unitymedia würde den Wettbewerb nicht abbauen. Unitymedia und Vodafone/Kabel-Deutschland seien auch jetzt schon nur in ihren jeweiligen Verbreitungsgebieten aktiv - es sind tatsächlich keine Fälle bekannt, wo Wohnungsbaufirmen den Partner für das Kabelnetz wechselten. Ob Vodafone eventuell bereit wäre, die überlegenen Online-Netze für Wettbewerber zu öffnen, könnte dann am Ende das spannendste Verhandlungsthema in den Gesprächen mit den Kartellbehörden werden.

Zum Geschäft berichtete Haas, dass der Wegfall der Roaming-Gebühren in der EU das Unternehmen belaste. Nur wegen dieses Sonderfaktors sei der Umsatz im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro gesunken. Ohne den Wegfall von Roaming wäre das Geschäft gewachsen, so Haas. Die Zahl der Kunden mit einem festen Vertrag legte innerhalb eines Jahres von 21,1 Millionen auf 21,8 Millionen zu. Grund ist, dass immer mehr Kunden Telefonflatrates und hohe Datenmengen per festem Vertrag buchen.

(RP)
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