Bahn-Chaos in Mainz Fahrdienstleiter sollen aus dem Urlaub geholt werden

Stuttgart/Frankfurt · Radikale Maßnahme gegen Personalmangel: Bahn-Mitarbeiter sollen aus dem Urlaub geholt werden, um das Chaos in Mainz zu mildern. FDp-Generalsekretär Döring fordert "Teamgeist".

Zur Überwindung der Zugausfälle in der Region Mainz sollen nach Informationen der "Bild am Sonntag" Stellwerk-Fahrdienstleiter aus dem Urlaub geholt werden. Von den 15 üblicherweise dort arbeitenden Mitarbeitern seien derzeit fünf erkrankt und drei im Urlaub, berichtet das Blatt in seiner jüngsten Ausgabe. Die Bahn hatte am Donnerstag mitgeteilt, den Fahrplan für die Region um Mainz wegen akuten Personalmangels durch Krankmeldungen in der Urlaubszeit deutlich reduziert zu haben.

FDP-Generalsekretär Patrick Döring, zugleich Mitglied des Bahn-Aufsichtsrates, setzte sich dafür ein, die urlaubenden Mitarbeiter "auf Kostenerstattung der Bahn" zurückzurufen und zur Arbeit zu verpflichten. "Die Bahn lebt auch vom Teamgeist der Eisenbahner", sagte Döring. "In Mainz müssen die Züge wieder rollen." Der Ruf der Bahn stehe auf dem Spiel.

Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Alexander Kirchner, wies die Forderung nach Urlaubsverkürzung zurück. "Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen ihren Erholungsurlaub dringend", erklärte Kirchner am Sonntag. Die Deutsche Bahn wisse schon "seit langem, dass es Personalengpässe gibt", fügte Kirchner hinzu. "Jetzt den Kollegen den schwarzen Peter zuzuschieben, die ihren Erholungsurlaub dringend brauchen, ist einfach nur schäbig."

Bereits seit dem vergangenen Wochenende fallen regelmäßig Züge am Hauptbahnhof in Mainz aus, der Regionalverkehr läuft abends und nachts nur eingeschränkt. Vom Fernverkehr ist der Hauptbahnhof in dieser Zeit komplett abgeschnitten. Von Montag an sollen auch wochentags zu den Hauptverkehrszeiten viele Züge im Regionalverkehr ausfallen, wie die Bahn mitteilte. Zahlreiche Fernverkehrszüge würden außerdem umgeleitet.

Hess muss gehen

Das Vorstandsmitglied der Bahntochter DB Netz, Hansjörg Hess, muss nach dem Chaos am Mainzer Hauptbahnhof gehen. Dies bestätigten gut informierte Kreise am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Die "Stuttgarter Zeitung" hatte zuvor darüber berichtet. Der Elektroingenieur war im Jahr 2011 Vorstand für Produktion bei der DB Netz AG geworden. Weil fast die Hälfte der Fahrdienstleiter in Urlaub oder krank ist, herrscht am Mainzer Hauptbahnhof seit rund einer Woche Chaos mit Zugausfällen und Umleitungen. Die Ablösung des Produktionsvorstands Hess soll laut "Stuttgarter Zeitung" schon länger geplant gewesen sein. Die aktuellen Ereignisse in Mainz hätten sie jedoch beschleunigt.

Unterdessen gibt es eine weitere Panne bei der Bahn: Wegen Rauchentwicklung im Triebwagen ist in Bremen ein ICE mit etwa 450 Reisenden evakuiert worden. Der Zug fuhr am Sonntagvormittag nach Angaben der Bundespolizei noch in den nahen Bahnhof Bremen-Oberneuland. Dort mussten die Fahrgäste dann aussteigen. Sie wurden mit Bussen zum Bremer Hauptbahnhof gefahren. Der ICE war auf dem Weg von Hamburg in Richtung Dortmund. Die Ursache für die Rauchentwicklung war zunächst noch unklar. Experten des Eisenbahn-Bundesamtes sollen diese nun in den nächsten Tagen klären. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.

(AFP/DPA)
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