Radikaler Umbau Minister Gabriel: "Eon hat verstanden"

Radikaler Wandel beim größten deutschen Energiekonzern: Der unter einer hohen Schuldenlast ächzende Energiekonzern Eon will das Geschäft mit konventioneller Energieerzeugung loswerden. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) begrüßte die Pläne. Die Grünen warnen vor bösen Folgen für den Steuerzahler.

 Eon-Chef Johannes Teyssen informiert am Montag um 11 Uhr über die Umbaupläne des Konzerns.

Eon-Chef Johannes Teyssen informiert am Montag um 11 Uhr über die Umbaupläne des Konzerns.

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"Mit seiner Entscheidung stellt sich Eon konsequent auf und zieht als erstes Unternehmen die Konsequenz aus einer völlig gewandelten Welt der Energieversorgung. Das schafft durchaus neue Chancen", sagte Gabriel unserer Redaktion.

E.on: Bärbel Höhn warnt vor Risiken für Steuerzahler
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Gabriel gehe davon aus, dass die Arbeitsplätze und die Mitbestimmungskultur in beiden neuen Unternehmen erhalten bleibe und das Unternehmen und Eon auch seinen Verpflichtungen zu finanziellen Rückstellung für die Entsorgung radioaktiver Abfälle nachkomme", erklärte ein Ministeriumssprecher weiter.

Der Bundeswirtschaftsminister sehe eine Reihe positiver Ansatzpunkte in der Eon Entscheidung: Mit der Fokussierung auf Erneuerbare Energien, intelligente Netze und innovative Energiekonzepte könne die neue Eon einen wesentlichen Beitrag zur Transformation der Energieversorgung in Deutschland leisten. Dies könne zugleich die Energiepolitik der Bundesregierung unterstützen.

Eon-Chef Johannes Teyssen stellte an diesem Vormittag ab 11 Uhr die neue Konzern-Strategie unter dem Titel "Empowering customers. Shaping Markets" vor. Das geht aus dem Redemanuskript hervor, das unserer Redaktion vorliegt. Demnach soll auch das Brasiliengeschäft ausgegliedert werden. Dem Manuskript zufolge spaltet sich der Konzern in zwei Teile auf. In der klassischen Eon-Gesellschaft werden demnach 40.000 Mitarbeiter beschäftigt, in der neuen 20.000.

Eon-Chef Johannes Teyssen teilt mit: "Die neue Gesellschaft konzentriert sich auf konventionelle Erzeugung, globalen Handel und Exploration." Dazu gehört auch Eon-Russia, die Beteiligung an der Nordstream-Pipeline und an der brasilianischen Eneva. Dagegen bleibt das Türkeigeschäft bei der alten Eon, die sich auf erneuerbare Energien und das Netzgeschäft konzentrieren wird.

Im Netz hat Eon bereits eine Präsentation der angedachten Konzern-Strukturen in englischer Sprache (PDF) veröffentlicht. Demnach will das Unternehmen besonders in den Ausbau des Geschäfts mit Solarenergie investieren, aber auch neue Gebiete für sich erschließen. Auch die Windkraft soll ausgebaut werden.

Personalvorstand Mike Winkel verspricht: "Es wird kein Arbeitsplatzabbau anlässlich der geplanten Abspaltung in beide Unternehmensgruppen erfolgen. Die bestehenden Beschäftigungsbedingungen einschließlich der betrieblichen Altersversorgung bleiben unverändert." Eine entsprechende Eckpunkte-Vereinbarung hat der Konzern mit dem Betriebsrat getroffen.

Vor der Aufspaltung räumt Eon allerdings auf und schreibt auf seine Kraftwerke und sein Südeuropageschäft insgesamt 5,2 Milliarden Euro ab. Finanzchef Klaus Schäfer sorgt sich dennoch um das Rating: "Falls es im Zusammenhang mit der Neuaufstellung zu einer Veränderung unseres Ratings kommen sollte, ist es unser Ziel dieses auf eine Stufe zu begrenzen", heißt es im Manuskript.

Ein schlechteres Rating würde für Eon die Bedingungen verschlechtern, zu denen sich das Unternehmen verschulden kann.

Neben Gabriel begrüßte auch NRW-Umweltminister Johnnes Remmel die Pläne in einem Statment bei Twitter als richtige Entscheidung.

#Eon will künftig nur noch auf Erneuerbare Energien setzen: Richtige Entscheidung! #NRW-LaReg wird Prozess positiv begleiten -JR

Ganz anders, nämlich als Offenbarungseid, bewertet der ehemalige Chef des Handelsblatts, Bernd Ziesemer die Strategie.

Eon - das ist kein Strategiewechsel, sondern ein Offenbarungseid. Alles ändert sich, nur der unfähige Chef bleibt. http://t.co/TrcDNkrP0m

Die Grünen warnten vor erheblichen Risiken für die Steuerzahler. "Ich befürchte, dass Eon eine Bad Bank für seine sieben Atomkraftwerke schafft, die von den Steuerzahlern gerettet werden muss", sagte die Energie-Expertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Bärbel Höhn, am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Der Begriff "Bad Bank" stammt aus der Finanzkrise - damals lagerten Banken faule Kredite in Milliardenhöhe in Gesellschaften aus. Höhn glaubt, dass die Eon-Gesellschaft für konventionelle Energien nicht genug Gewinn machen würde, um den Rückbau und die Entsorgung der still gelegten Atommeiler vollständig zu finanzieren.

Befürchtungen, durch die Neuaufstellung könnten Lücken bei den Atomrückstellungen entstehen, wies Teyssen zurück. Das Unternehmen habe für den Abriss der deutschen Meiler und den Atommüll rund 14,5 Milliarden Euro zurückgelegt, sagte der Vorstandschef auf der Pressekonferenz in Düsseldorf. Die Höhe sei ausreichend. Das abgespaltene Unternehmen übernehme die Verantwortung für die Atomrückstellungen.

(anh brö qua)
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