ARD-Bericht Mit diesen Tricks drückt Ryanair die Kosten

Düsseldorf · Der Trend bei Flugtickets kennt seit längerem nur eine Richtung: nach unten. Besonders unter Billigfliegern tobt ein Preiskampf. Die Folge: es wird gespart. Nicht nur bei Komfort und Personal, sondern womöglich auch bei der Sicherheit. Ryanair widerspricht dieser Darstellung.

 Eine Maschine von Ryanair.

Eine Maschine von Ryanair.

Foto: afp

Reisen für ein paar Euro durch Europa sind keine Seltenheit mehr. Die ARD Sendung "Story im Ersten" zeigte am Montagabend zu welchem Preis. Im Fokus steht besonders die Billigairline Ryanair. Die irische Fluggesellschaft ist nach Passagierzahlen inzwischen die größte europäische Fluggesellschaft. Im Jahr 2016 transportierte sie rund 117 Millionen Menschen - Tendenz steigend.

Während andere Airlines, wie Airberlin, mit roten Zahlen zu kämpfen haben, steht Ryanair wirtschaftlich auf soliden Füßen. Die ARD-Sendung deckte nun ein kompliziertes Geflecht von Personaldienstleistern und Sub-Unternehmen auf, mit denen Ryanair die Preise drückt.

Piloten sind demnach beispielsweise vielfach nicht direkt bei Ryanair angestellt, sondern bei irischen Pilotenfirmen. In einem Fall wird von einem jungen Piloten berichtet, der am Ende seiner Ausbildung einen Schuldenberg von 70.000 Euro angehäuft und nun als Scheinselbstständiger für die irische Airline fliegt.

Das pikante daran: Durch die Scheinselbstständigkeit haben die Piloten offenbar keinen Anspruch auf Zahlungen im Krankheitsfall oder wenn sie in den Urlaub fahren. Es steht somit die Vermutung im Raum, dass einige Piloten auch dann fliegen, wenn sie krankheitsbedingt gar nicht fliegen dürften - auf Kosten der Sicherheit. Ryanair betont hingegen, dass solche Verträge nach irischem Recht legal seien.

Die deutschen Behörden sehen das offenbar anders. Wie berichtet wird, leitete die Staatsanwaltschaft in Koblenz genau wegen dieser Praxis kürzlich ein Ermittlungsverfahren gegen vier Manager der Fluggesellschaft ein. Daneben werde wegen des Verdachts des Steuer- und Sozialbetrugs ermittelt. Offenbar jedoch nicht gegen Ryanair direkt, sondern gegen beauftragte Personaldienstleister. Diese wiederum belasten nun die Airline, die von Ermittlungen gegen eigene Mitarbeiter aber nichts wissen will.

In der Vergangenheit geriet die Airline mehrmals in die Schlagzeilen, weil Flieger offenbar wegen Treibstoffmangels notlanden mussten. Damals stand der Vorwurf im Raum, die Fluggesellschaft würde ihre Piloten anweisen, möglichst wenig zu tanken.

Ryanair reagierte am Tag nach der Veröffentlichung der "Story im Ersten" und wies den Bericht als falsch zurück. Ryanair verhalte sich ganz und gar mit allen EU- und irischen Arbeitsgesetzen konform, hieß es in einer Erklärung der Pressestelle.

Das Unternehmen stellte klar, von allen Piloten und Crew-Mitgliedern werde verlangt, "dass diese sich stets entsprechend ihrer steuerlichen Pflichten verhalten". Ryanair sei kein Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz, unterstützte diese jedoch "uneingeschränkt bei ihren Nachforschungen zu einer geringen Anzahl an Vertragspiloten", die ihre Sozialversicherungs- oder Steuerabgaben "möglicherweise nicht richtig berechnet" hätten.

Ryanair nutzte eine Mischung aus fest angestellten Mitarbeitern und Vertragspiloten. Es gebe eine Warteliste von mehr als 3000 qualifizierten Piloten, die auf Arbeitsplätze warten würden. Piloten könnten bis zu 170.000 Euro pro Jahr verdienen, bei Flugzeiten von unter 18 Stunden pro Woche. Die Dienstpläne sähen nach fünf Arbeitstagen vier freie Tage vor. Keine Beschäftigungspraktik der Airline sei "falsch" oder illegal. Ryanair-Pilot würden nicht "unter Druck gesetzt" zu arbeiten, wenn er krank sei. Ebenso werde niemand "unter Druck gesetzt, weniger Treibstoff mitzunehmen".

Eddie Wilson, Chief People Officer bei Ryanair, vermutet offenbar einen Komplott der gescheiterten Piloten-Gewerkschaften der Lufthansa. Diese wollten "von ihren ständigen Streiks sowie den Lohn- und Arbeitskürzungen ablenken", erklärt Wilson via Presseerklärung. "Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz bestätigen wird, ist Ryanair nicht Gegenstand dieser Ermittlung."

(maxk)
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