Polen und Tschechien als Ziele Die neuen Tricks der Autodiebe

Düsseldorf (RPO). Seit Wegfall der Grenzkontrollen in Richtung Polen und Tschechien ist der Kfz-Diebstahl Medienberichten zufolge sprunghaft angestiegen. Die offizielle Statistik will Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erst Mitte Mai vorstellen. Doch erste Zahlen sind schon durchgesickert. Und auch die neuen Tricks der Autodiebe sind längst kein Geheimnis mehr.

Fünf Tricks moderner Autodiebe
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Foto: ddp

Wie die Zeitung "Welt" unter Berufung auf die Kriminalstatistik 2009 schreibt, stieg die Fallzahl der Autodiebstähle in Brandenburg um 30,9 Prozent, insbesondere in den grenznahen Städten Eisenhüttenstadt, Forst und Schwedt. In Sachsen lag die Quote demnach mit 32 Prozent noch höher. Allein in Dresden wurden demnach 893 Fahrzeuge gestohlen, 338 mehr als im vorigen Jahr.

Auch Bayern registrierte nach jahrzehntelangen Rückgängen demnach erstmals wieder eine Zunahme beim Autodiebstahl, und zwar um 4,9 Prozent. Ursache ist der Wegfall der Grenzkontrollen im Zuge der Erweiterung des europäischen Schengen-Raumes zu Polen und Tschechien.

Autodiebe, die im Schutz der Dunkelheit abseits der Straßenlaternen mit Sturmhauben überm Gesicht arbeiten und mit Metall-Kleiderbügeln hantieren, sind dabei eindeutig von gestern. Der moderne Dieb vertraut vornehmlich auf elektronische Hilfsmittel. Mit ihnen kann er Fernbedienungen stören und sogar das digitale Wissen von Schlüsseln kopieren.

Der Fernsehsender "RTL" gewährte Einblicke und zeigte auch die rustikalen Praktiken, bei denen ganze Autos auf einen Lkw verladen und ins Ausland verschafft werden. Entweder als komplettes Fahrzeug oder sie werden in Einzelteile zerlegt, die hinter der Grenze wieder zusammengebaut werden.

Grenzüberschreitende Behördenzusammenarbeit ergab: Die Diebstähle sind keineswegs auf Deutschland beschränkt. Auch in Polen oder Tschechien gebe es mittlerweile genug teure Autos, die als Diebesgut in Betracht kommen, erläuterte ein Polizeisprecher.

Fahrzeuge spurlos leergeräumt

Es geht aber nicht nur um das Entwenden des kompletten Wagens, sondern auch um das unauffällige Abräumen wertvoller Gegenstände bis hin zu Radio und Navi. Seit einigen Jahren wird hier ein Vorgehen registriert, das den Autobesitzer zunächst ratlos lässt: Das abgeschlossen geglaubte Auto ist plötzlich nicht mehr zu, dafür aber ausgeräumt - und Spuren gibt es keine.

Dahinter verbirgt sich ein Störsignal, das der Kriminelle auf Knopfdruck mit einem Gerät sendet, wenn ein Autofahrer die Türen per Fernbedienung der Zentralverriegelung verschließen will. "Dann werden vom Fahrzeug die richtigen Signale nicht erkannt", erläutert Dekra-Experte Hans-Otto Staubach. Die Zentralverriegelung reagiert nicht auf den Befehl, die Türen bleiben trotz des Knopfdrucks auf die Fernbedienung offen. Und ist der Besitzer weg, kann der Dieb den Wagen ausräumen, ohne die geringste Spur zurückzulassen.

Umsichtige Fahrer mögen zwar darauf achten, ob ihr Wagen auf den Fernbedienungs-Befehl mit typischem Klacken oder Blinken reagiert. Doch mancher schließt das Auto quasi automatisch ab und ist in Gedanken längst woanders. Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg appelliert daher: "Auf jeden Fall hinschauen, was das Fahrzeug macht"! Denn passiert nach dem Knopfdruck nichts, kann das auch bedeuten, dass die Fernbedienung ohnehin nicht mehr funktioniert - und damit auch dem altmodischen Dieb Tür und Tor geöffnet sind.

(tmn/kpl)
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