Triathlon Vom Rollstuhlbasketball zum Triathlon

Remscheid · Benjamin Lenatz spielt eigentlich in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga. In Hückeswagen sorgte er nun für eine Premiere.

 Hand in Hand ins Ziel: Benjamin Lenatz bewältigte gemeinsam mit Freundin Frauke Seidel als erster Rollstuhlfahrer die Volksdistanz beim ATV-Triathlon.

Hand in Hand ins Ziel: Benjamin Lenatz bewältigte gemeinsam mit Freundin Frauke Seidel als erster Rollstuhlfahrer die Volksdistanz beim ATV-Triathlon.

Foto: Krupa

Auftritte vor großer Kulisse ist Benjamin Lenatz gewöhnt: Der 28-jährige Sportler mit Handicap, der am Samstag bei der 31. Auflage des Triathlons in Hückeswagen für eine Premiere sorgte und als erster Rollstuhlfahrer ins Ziel kam, spielte in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga bereits vor 1900 Zuschauern. "Aber auch mein erster Triathlonstart war ein tolles Erlebnis", sagt der Radevormwalder, der auf dem Sportplatz an der Schnabelsmühle vom Publikum frenetisch gefeiert wurde.

 Da kann man schon einmal die Orientierung verlieren: In der Radwechselzone an der Bever reihten sich unzählige Fahrräder aneinander.

Da kann man schon einmal die Orientierung verlieren: In der Radwechselzone an der Bever reihten sich unzählige Fahrräder aneinander.

Foto: Moll

Nach 1.34 Stunden überquerte der Vetter von Mitorganisator Volker Peppinghaus Hand in Hand mit Freundin Frauke Seidel (starteten für das life-ness-TriTeam) die Ziellinie und belegte Platz 248 von 271 Volkstriathleten. "Mit meiner Leistung bin ich zufrieden. Ich hatte eine Zeit unter zwei Stunden angepeilt", sagt der Wirtschaftsfachwirt.

Vor zehn Jahren hatte Lenatz einen schweren Verkehrsunfall in Radevormwald, als er mit einem Quad in den Gegenverkehr geriet. Seitdem sitzt er mit einer inkompletten Querschnittslähmung im Rollstuhl. "In der Reha habe ich das Basketballspielen für mich entdeckt", erzählt Lenatz, den ein kometenhafter Aufstieg bis in die Bundesliga katapultierte: Im Herbst 2003 begann er seine Karriere im Oberliga-Team des RBC Köln 99ers. "Kurz darauf durfte ich schon für die erste Mannschaft in der Zweiten Liga ran. Wir sind prompt aufgestiegen", sagt der Rollstuhlbasketballer.

Über die Stationen VfR Ludwigsburg und SG Heidelberg-Kirchheim führte ihn sein Weg vor zwei Jahren zu dem Titelanwärter Mainhatten Skywheelers nach Frankfurt. "Wir standen im April im Play-off-Finale gegen den RSV Lahn-Dill, mussten uns jedoch geschlagen geben", sagt Lenatz, der auch schon für die Deutsche Nationalmannschaft aufgelaufen ist. Sein größter Erfolg: Platz fünf bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2005 in Birmingham. "Vor drei Jahren stand ich im Kader des Herren-Nationalteams, wurde aber nicht für die EM in Israel nominiert", sagt er.

Mittlerweile hat sich der Behindertensportler wieder den Köln 99ers angeschlossen. Die Saison beginnt im September. "Ich hoffe, dass wir früh den Klassenerhalt sichern", sagt Lenatz: "Wenn das klappt, schiele ich auf einen Play-off-Platz." In den kommenden Tagen bezieht er gemeinsam mit seiner Freundin eine Wohnung in Wermelskirchen. "In Radevormwald haben wir kein ebenerdiges Appartement gefunden", bemerkt er. Der ATV-Triathlon soll nicht sein Letzter gewesen sein: "Allerdings brauche ich einen Rennrollstuhl und ein Liegebike, wenn ich mein neues Hobby weiterbetreiben möchte", sagt Lenatz.

(RP)
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