Duisburg Lehmann wünscht Flüchtlingshilfe

Duisburg · Die Kirche könnte Modell für einen wohlverstandenen Heimatbegriff sein. Sie umfasst nämlich von der Dorfkirche bis zur Weltkirche jenes große Spektrum, das ansonsten auf der Welt für Konflikte sorgt. Das ist ein Kerngedanke, den Karl Kardinal Lehmann gestern Abend in seiner ersten Vorlesung als Mercator-Professor im Audimax der Universität Duisburg-Essen (UDE) ausführte.

"Fremde und Heimat im Widerstreit" überschrieb der Kardinal seine Vorlesung, in der er mit wissenschaftlicher Akribie die vielen Fazetten des Heimatbegriffs analysierte. In den Blick nahm er dabei zum Beispiel das historische Heimat-Recht, das demjenigen Unterstützung von der Dorfgemeinschaft gewährt, der sie in Zeiten der Not braucht. Wie so oft konnte sich in der Sozialgeschichte daraus auch eine Kehrseite entwickeln. Heimatrecht und Besitzanspruch konnten verschmelzen, Besitzlose wurden zu "vaterlandslosen Gesellen". Heimat als intakte Lebenswelt steht einem Heimatbegriff gegenüber, der alle Fremden ausschließt. Dagegen setzte Kardinal Lehmann ein Zitat aus dem Alten Testament: "Einen Fremden sollst Du nicht ausbeuten. Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen." Der ehemalige Bischof von Mainz mahnte, sich nicht hartherzig gegen Vertreibungsschicksale und Flüchtlingselend zu zeigen. Scharf kritisierte er Politiker, die die Flüchtlingskrise für "taktische Spielchen" missbrauchten. Gerade bei solch schwierigen Problemen sei gemeinsames Handeln angebracht.

Am 17. Januar wird Kardinal Lehmann um 18 Uhr im Audimax auf dem Essener Campus der UDE über das Gewissen sprechen.

(pk)
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