Streitschrift gegen Kriegstreiber und Krisenprofiteure
Willy Wimmer war 33 Jahre niederrheinischer CDU-Bundestagsabgeordneter; ein in den letzten Jahren seines Wirkens im Parlament für seine Union unbequemer außen- und sicherheitspolitischer Disputant. Es kam nicht von ungefähr, dass Wimmer und der eigenwillige CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler argumentativ an einem Strang zogen, als sie etwa ihr mutiges Minderheiten-Nein gegen das Mehrheits-Ja der CDU/CSU-Fraktion unter der damaligen Chefin Angela Merkel zum US-Feldzuges im Irak setzten.
Umso lesenswerter erscheinen die Gedanken über Kriegstreiber, Hasardeure und Schattenstrategen, niedergelegt in einem dicken Buch. Neben Wimmer, der unter Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) Parlamentarischer Staatsekretär im Bundesverteidigungsministerium war, fungiert Wolfgang Effenberger als Mitverfasser. Effenberger, einst Hauptmann der Bundeswehr und inzwischen Autor mehrerer friedenpolitisch engagierter Bücher, kennt die hochgerüsteten Militärapparate. Effenberger/Wimmer - da treten zwei Brüder im außen- und sicherheitspolitischen Geiste auf, die sich nicht darum scheren, militärisch-geopolitisch anders zu argumentieren als die Vertreter der Mainstream-Meinungen in Staatskanzleien, Außenministerien, Hauptquartieren und mancher so genannter Leitmedien.
Effenberger leuchtet im ersten, historischen Teil des Buches, noch einmal die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges (1914-1918) aus. Im Gegensatz zu dem 2014 viel zitierten Historiker und Bestsellerautor Christopher Clark schreibt Effenberger, dass es sich bei den seinerzeit politisch Verantwortlichen keinesfalls um "Schlafwandler" (Clark) gehandelt habe, vielmehr um machtbesessene, kühl kalkulierende Hasardeure. Wilhelm Zwo & Co. wussten genau, was sie taten.
Wimmer, der nicht nur den mit Falschinformationen vor der Weltöffentlichkeit begründeten Irak-Krieg ab 2003 abgelehnt, sondern auch der Beteiligung Deutschlands am Jugoslawien-Krieg 1999 widersprochen hat, konstatiert seither eine Aushebelung des Völkerrechts. Das Buch ist eine lang geratene Streitschrift gegen Kriegstreiberei und Kriegs-Gewinnler.
W. Effenberger/W. Wimmer: Wiederkehr der Hasardeure; Zeitgeist, 636 S., 29,90 Euro
