Düsseldorf Theater Europas gründen neues Netzwerk "Mitos 21"

Düsseldorf · Wenn Theaterchefs beieinander sitzen, können Ideen entstehen wie die, sich mal mit den großen Reden Obamas zu beschäftigen – also der Rückkehr der Rhetorik in die Politik. Wenn die Theaterchefs dazu noch aus ganz Europa kommen, kann daraus ein Abend werden, bei dem Schauspieler vieler Nationen auf der Bühne stehen und sich mit Obama beschäftigen.

2009 hat es diesen Abend tatsächlich gegeben beim Ingmar-Bergman-Festival in Stockholm. Es war eines der ersten Projekte des europäischen Theaternetzwerks "Mitos 21". In den folgenden Jahren hat diese lose Verbindung europäischer Theaterintendanten informell gearbeitet. Das heißt, man traf sich in lockerer Runde, diskutierte über eigene Arbeiten, Theater und die Welt und konnte ohne bürokratischen Aufwand Koproduktionen verabreden.

Fördergelder oder Sponsorenunterstützung lassen sich ohne offizielle Struktur allerdings nur schwer einwerben. Also hat "Mitos 21" auf seiner Mitgliederversammlung im September beschlossen, künftig als offizielles Netzwerk aufzutreten, hat den Düsseldorfer Intendanten Staffan Holm zum Vorstandsvorsitzenden und Düsseldorf zum neuen Hauptsitz der Vereinigung gewählt. Die Griechin Iphigenia Taxopoulou wird als Generalsekretärin die organisatorische Leitung des Netzwerks übernehmen. "Wir wollen auch weiterhin keine große Bürokratie", sagte Staffan Holm gestern beim ersten öffentlichen Auftritt von "Mitos 21", "wir möchten nur Theater zusammenbringen, die alle genug Kraft besitzen, gemeinsame Projekte anzustoßen." Zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks gehören nun Theater aus Paris, London, Amsterdam, Barcelona, Stockholm oder Krakau und mehrere deutsche Bühnen: neben Düsseldorf etwa noch das Deutsche Theater Berlin und das Schauspiel Frankfurt.

Das ältere europäische Theaternetzwerk UTE, die Union der Theater Europas, besteht weiter. Sie war 1990 unter anderem von dem italienischen Theaterleiter Giorgio Strehler und dem Düsseldorfer Intendanten Volker Canaris gegründet worden. In den vergangenen Jahren stiegen dort aber zahlreiche Theater aus, weil ihnen die Strukturen zu bürokratisch geworden waren. "Mitos 21" ist also eine Konkurrenzvereinigung, sieht sich aber in der UTE-Tradition. Und so erinnerte Holm gestern an seinen im Mai gestorbenen Vorgänger und Freund: "Volker Canaris, wir danken dir!"

(RP)
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